Nun gut. Bis jetzt lese ich wirklich nur von emanzipativem Lamentieren und Vorschläge, welche effektiv in einer Abschaffung der Armee gipfeln würden.
Das nennst du Lamentieren? Bisher dachte ich, sachlich die Gründe zu liefern, warum die Wehrpflicht Ungerechtigkeiten und Missstände verursacht.
Falls die Wehrpflicht wirklich abgeschafft werden würde, welchen Menschenschlag vermutest Du dann "freiwillig" in der Armee?
Welchen Menschenschlag haben wir heute, und ich meine heute nicht vor 40 Jahren, als Kader in der Armee? Ich erinnere mich mit wenigen Ausnahmen an inkompetente Selbstdarsteller, die es geniessen in jungem Alter andere herumzubefehlen. Klar, diese würdest du auch mit dem neuen Modell haben, wir sollten das nun nur nicht so darstellen, als ob es jetzt nicht schon so wäre. Zudem kann dies ganz gezielt gesteuert werden mit Berufskadern, die professionell ausgesucht und engagiert werden.
Das dürfte bei einer Freiwilligenmiliz mit einem Anteil Berufskadern das kleinste Problem sein.
Ich wette, mindestens 90% der Studenten würden sich niemals dazu überwinden.
Ich wette, das tun heute schon die Wenigsten, lieber zahlen. Bisher 200 Fränkli, heute 400.--. Kein Hinderungsgrund auszutreten, im Prinzip.
Ich selbst hätte wohl, wenn ich die Wahl gehabt hätte, direkt weiterstudiert und nicht zuerst Militärdienst geleistet.
Diese Wahlfreiheit haben aber deine Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt. Nicht alle sind in der goldigen Lage, so viel Glück wie du gehabt zu haben.
(Analog zu den Armeen in Amerika, Spanien und mittlerweile auch Grossbritannien. )
welche ja nicht so schlecht dastehen vor allem USA, oder?
Aber der grösste Teil, behaupte ich, wäre aus den falschen Motiven dort.
Der ist gut! Aus welchen Motiven sind denn heute die Rekruten dort, mit Ausnahme derjenigen, die man auch gerne in der RS hätte? Ein Rettungsanker ist dagegen ja richtiggehend feudal!
Und wie soll dann die freiwillige Wehrpflicht aussehen? 3 Jahre Wehrdienst wie z.B. in Israel und dann fertig? Oder RS mit Wk's? Mit all den Verbunden Nachteilen für Wirtschaft und Armee?
Da habe ich Vertrauen in Ueli Maurer, der wird eine gute Lösung erarbeiten. Hauptmerkmal ist sicher die Flexibilität, neben der Einsatzbereitschaft.
Und ob das Image der Armee dadurch besser wird, wage ich schwer zu bezweifeln.
Ein Pazifist liebt auch dann die Armee noch nicht. Aber all die anderen werden sich sagen, sollen die gehen, die fähig und willens sind. Und nicht zu vergessen, dass die Ungerechtigkeiten der Wehrpflicht weg sein werden. Das bedeutet deutlich weniger Frust, deutlich weniger Aversion gegenüber der Armee.
Zu den erwähnten Studien: Der Zugang zu sozialen virtuellen Netzwerken am Arbeitsplatz kostet den Arbeitgeber mindestens soviel wie eine 3-wöchige Abwesenheit bedingt durch Militärdienst. Mindestens.
Vergiss die virtuellen Netzwerke. Denn davon profitieren vorab die, welche weitermachen im Militär und lange Kameradschaften pflegen können. Dem gemeinen Soldaten bringt das herzlich wenig was die Berufswelt anbelangt.
Der persönliche Mehrwert einer militärischen (Führungs-)Ausbildung, welcher indirekt auch dem Arbeitgeber zu Gute kommt, darf man hingegen auch nicht ausser acht lassen.
Mehrwert auf Befehl? Nein, die Führungsausbildung der Armee ist nicht zivilkompatibel. Der Vorteil dieser Übungen ist einzig die Situation, in der sich die Umstände abspielen. Diese können in der Privatwirtschaft kaum simuliert werden. Eine militärische Führungsschule eignet sich nicht automatisch fürs Berufsleben.
Und noch was, noch NIE habe ich in meine Umfeld, welches wirklich nicht sehr Armeefreundlich ist, das Argument gehört, "die Frauen müssen nicht ins Militär, warum dann ich armer armer Mann?".
Das ist ja ein trauriges Zeichen. Bei meinem Umfeld wird das heftig diskutiert und da sind die meisten Armeebefürworter. Übrigens, selbst GSOA nennt das als Grund für die Aufhebung der Wehrpflicht.
Des Weiteren hatte ich auf Jobsuche als Mann, welcher noch Militärdienst zu leisten hat, noch nie irgendwelche Benachteiligungen erlebt. Und dies in einem Bereich, wo z.B. auch eine gewisse "Konkurrenz" durch ausländisches Personal nicht zu vernachlässigen ist.
Schätz dich glücklich! Aber schliesse nicht automatisch von dir auf Andere, die auf Jobsuche sind (nein, ich bin es nicht...)
Gruss
Vichava