Geschichten eines Soldaten
Noch einmal "Grüezi mitenand".
Nachdem ich die letzten Tage zahlreiche Beiträge in diesem Forum gelesen habe und immer wieder den
gleichen Fragen von zukünftigen Rekruten begegnet bin, möchte ich allen zukünftigen AdA und solchen
die ihren ersten WK vor sich haben meine ganz persönlichen Erlebnisse schildern und etwas aus dem Nähkästen plaudern.
Wer seine eigenen Erfahrungen einbringen will, soll dies gerne tun.
Jede Geschichte und jede Meinung ist willkommen.
01.1 - Am Anfang aller Dinge -
Es war im Januar 2001 als ich zum ersten mal das Geschrei eines grün uniformierten vernahm.
Ein kleiner Mann mit Blonden Haaren, blondem Bärtchen und auffällig dominantem Blick stand vor dem zivil gekleideten "Publikum".
Ahnungslose Gesichter mit unterschiedlichsten Erwartungen an die bevorstehenden 15 Wochen
lauschten jedem einzelnen Wort welches seine Lippen verliess.
Diese Unwissenheit mit welcher man fremden Leuten folgt, ja folgen muss, wird in meiner zukünftigen Zeit in der Armee mein ständiger Begleiter sein.
Doch das wusste ich an diesem ersten Tag meiner 15 wöchigen Rekrutenschule natürlich noch nicht.
Mit Erinnerungen an die unterschiedlichsten Kriegsfilme gefüttert, standen wir zum ersten mal
vor diesen Herren welche von nun an unser Vater, unsere Mutter und der grosse Bruder zugleich spielen sollten.
Unser neues Zuause war die Festung Castels bei Mels/Sargans, auch liebevoll "Grand Hotel Castels" genannt. Doch was wir nach unserem Gänsemarsch in Zweierkollone, welcher mich im Übrigen stark an meine Zeit im Kindergarten erinnerte, zu sehen bekommen ist lediglich ein grosses stählernes Tor unter einem Felsvorsprung.
Und über dem Tor war doch tatsächlich "***** Grand Hotel Castello" zu lesen.
Mein erster Kontakt mit dem Humor der Schweizer Armee, dachte ich, und folgte den grün uniformierten Herren in den Berg hinein.
Feuchte Stollen, Naturfels, zum Teil mit Spritzbeton überzogen und immer wieder Seitengänge, Türen und haufenweise Schilder welche einem den Weg weisen. Diese waren auch nötig wie sich bald herausstellen sollte, denn diese unterirdische Anlage zieht sich über mehrere Stockwerke hinweg von denen vorerst alle bis auf jenes in welchem wir unsere Unterkunft hatten für uns Neuankömmlinge tabu waren.
Auf das erste Essen an diesem Tag war ich schon von meinen dienst leistenden Kollegen vorbereitet worden: Ravioli.
Die Führung welche etwas später an diesem Tag stattfand, sollte es uns vereinfachen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Treppe hoch zum Ausgang welcher zum Appellplatz führte gerichtet. Ich ahnte nichts gutes als ich die endlosen Stufen hoch blickte und zum Glück hatte ich zu dieser Zeit keine Ahnung, dass wir diese Stufen von nun an mehrmals Täglich hoch und wieder runter traben sollten.
Die letzte Station war der Ausgang zum "Bödeli". Wir durchschritten einen schmalen Stollen und immer wieder Türen bis wir das Tageslicht erblickten. Das war also vorerst alles was wir wissen mussten:
Drei Ein- bzw. Ausgänge, Appellplatz, Essaal, WC, Dusche, Telefon und unsere Unterkunft.
Keiner von uns wusste was uns die nächsten Tage erwarten sollte und so wurden wir in den letzten zivil gekleideten Ausgang entlassen.
01.2 - Aus heutiger Sicht -
Rückblickend muss ich sagen, dass die Unwissenheit und die erwartungsvolle Spannung am ersten Tag überwiegen. Alles ist neu und aufregend. Der eine oder andere hat bestimmt schon div. Kriegsfilme gesehen und versucht Parallelen zu den gerade erlebten Erfahrungen zu finden. Uniformen, Dienstgrade, das Verhalten der Offiziere und die Unterkunft werden unbewusst mit schon gesehenem verglichen.
Der "Figg" der Vorgesetzten hielt sich jedoch in Grenzen.
Es wurde zwar schon auf grundlegende Dinge geachtet, so durfte z.B. unsere Hobbygangster aus Zürich seine Zigarette mehrmals ausdrücken und rege Diskussionen in der Zweierkollone wurden unterbunden, aber im Vergleich zu den folgenden Wochen fassten sie uns sprichwörtlich mit Wattebäuschchen an.
In meiner bisherigen Dienstzeit habe schon zahlreiche unterirdische Anlagen gesehen.
Ich "durfte" vor ein paar Jahren sogar wieder zurück in die oben genannte Festung um Dienst zu leisten und mir wurde klar, dass ein feuchter Stollen in dem man den blanken Fels sieht wesentlich angenehmer ist als monotone Betonwände wie ich sie in Zukunft kennen lernen sollte.
Zwar wurde die Festung Castels im Laufe der Zeit modernisiert, vor allem der Brandschutz wurde verbessert, aber der grundlegende Aufbau mit seinen verzweigten, engen Stollen wurde beibehalten.
Solche Festungen welche vor oder während dem zweiten Weltkrieg gebaut wurden haben ihren ganz eigenen Charme.
Heute mag ich diese alte Festung. Vor beinahe neun Jahren sah das etwas anders aus.
Doch mehr dazu im zweiten Teil.
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Bilder
Weitere Informationen
Quelle: www.festung-oberland.ch
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--- und das nächste mal: "Material fassen und das 11. Gebot"
Noch einmal "Grüezi mitenand".
Nachdem ich die letzten Tage zahlreiche Beiträge in diesem Forum gelesen habe und immer wieder den
gleichen Fragen von zukünftigen Rekruten begegnet bin, möchte ich allen zukünftigen AdA und solchen
die ihren ersten WK vor sich haben meine ganz persönlichen Erlebnisse schildern und etwas aus dem Nähkästen plaudern.
Wer seine eigenen Erfahrungen einbringen will, soll dies gerne tun.
Jede Geschichte und jede Meinung ist willkommen.
01.1 - Am Anfang aller Dinge -
Es war im Januar 2001 als ich zum ersten mal das Geschrei eines grün uniformierten vernahm.
Ein kleiner Mann mit Blonden Haaren, blondem Bärtchen und auffällig dominantem Blick stand vor dem zivil gekleideten "Publikum".
Ahnungslose Gesichter mit unterschiedlichsten Erwartungen an die bevorstehenden 15 Wochen
lauschten jedem einzelnen Wort welches seine Lippen verliess.
Diese Unwissenheit mit welcher man fremden Leuten folgt, ja folgen muss, wird in meiner zukünftigen Zeit in der Armee mein ständiger Begleiter sein.
Doch das wusste ich an diesem ersten Tag meiner 15 wöchigen Rekrutenschule natürlich noch nicht.
Mit Erinnerungen an die unterschiedlichsten Kriegsfilme gefüttert, standen wir zum ersten mal
vor diesen Herren welche von nun an unser Vater, unsere Mutter und der grosse Bruder zugleich spielen sollten.
Unser neues Zuause war die Festung Castels bei Mels/Sargans, auch liebevoll "Grand Hotel Castels" genannt. Doch was wir nach unserem Gänsemarsch in Zweierkollone, welcher mich im Übrigen stark an meine Zeit im Kindergarten erinnerte, zu sehen bekommen ist lediglich ein grosses stählernes Tor unter einem Felsvorsprung.
Und über dem Tor war doch tatsächlich "***** Grand Hotel Castello" zu lesen.
Mein erster Kontakt mit dem Humor der Schweizer Armee, dachte ich, und folgte den grün uniformierten Herren in den Berg hinein.
Feuchte Stollen, Naturfels, zum Teil mit Spritzbeton überzogen und immer wieder Seitengänge, Türen und haufenweise Schilder welche einem den Weg weisen. Diese waren auch nötig wie sich bald herausstellen sollte, denn diese unterirdische Anlage zieht sich über mehrere Stockwerke hinweg von denen vorerst alle bis auf jenes in welchem wir unsere Unterkunft hatten für uns Neuankömmlinge tabu waren.
Auf das erste Essen an diesem Tag war ich schon von meinen dienst leistenden Kollegen vorbereitet worden: Ravioli.
Die Führung welche etwas später an diesem Tag stattfand, sollte es uns vereinfachen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Treppe hoch zum Ausgang welcher zum Appellplatz führte gerichtet. Ich ahnte nichts gutes als ich die endlosen Stufen hoch blickte und zum Glück hatte ich zu dieser Zeit keine Ahnung, dass wir diese Stufen von nun an mehrmals Täglich hoch und wieder runter traben sollten.
Die letzte Station war der Ausgang zum "Bödeli". Wir durchschritten einen schmalen Stollen und immer wieder Türen bis wir das Tageslicht erblickten. Das war also vorerst alles was wir wissen mussten:
Drei Ein- bzw. Ausgänge, Appellplatz, Essaal, WC, Dusche, Telefon und unsere Unterkunft.
Keiner von uns wusste was uns die nächsten Tage erwarten sollte und so wurden wir in den letzten zivil gekleideten Ausgang entlassen.
01.2 - Aus heutiger Sicht -
Rückblickend muss ich sagen, dass die Unwissenheit und die erwartungsvolle Spannung am ersten Tag überwiegen. Alles ist neu und aufregend. Der eine oder andere hat bestimmt schon div. Kriegsfilme gesehen und versucht Parallelen zu den gerade erlebten Erfahrungen zu finden. Uniformen, Dienstgrade, das Verhalten der Offiziere und die Unterkunft werden unbewusst mit schon gesehenem verglichen.
Der "Figg" der Vorgesetzten hielt sich jedoch in Grenzen.
Es wurde zwar schon auf grundlegende Dinge geachtet, so durfte z.B. unsere Hobbygangster aus Zürich seine Zigarette mehrmals ausdrücken und rege Diskussionen in der Zweierkollone wurden unterbunden, aber im Vergleich zu den folgenden Wochen fassten sie uns sprichwörtlich mit Wattebäuschchen an.
In meiner bisherigen Dienstzeit habe schon zahlreiche unterirdische Anlagen gesehen.
Ich "durfte" vor ein paar Jahren sogar wieder zurück in die oben genannte Festung um Dienst zu leisten und mir wurde klar, dass ein feuchter Stollen in dem man den blanken Fels sieht wesentlich angenehmer ist als monotone Betonwände wie ich sie in Zukunft kennen lernen sollte.
Zwar wurde die Festung Castels im Laufe der Zeit modernisiert, vor allem der Brandschutz wurde verbessert, aber der grundlegende Aufbau mit seinen verzweigten, engen Stollen wurde beibehalten.
Solche Festungen welche vor oder während dem zweiten Weltkrieg gebaut wurden haben ihren ganz eigenen Charme.
Heute mag ich diese alte Festung. Vor beinahe neun Jahren sah das etwas anders aus.
Doch mehr dazu im zweiten Teil.
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Bilder
Weitere Informationen
Quelle: www.festung-oberland.ch
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--- und das nächste mal: "Material fassen und das 11. Gebot"