Das Militär hat mich gef…

WmXYZ

New member
27. Dez. 2024
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Hallo zusammen!
Erstmal entschuldigung für diesen Titel. Aber er stimmt traurigerweise. Ich hole mal weit aus - und beginne mit der Rekrutierung.

Mein 19-Jähriges ich erhielt einen Brief vom Militär und dachte sich „Militär? Naja mal was neues, wieso nicht“, und begann sich aktiv auf die Rekrutierung vorzubereiten um in eine wenigstens halbwegs coole Funktion zu gelangen.

Sportpunkte erreichte ich beinahe 90 (86 oder 87 um genau zu sein), gute Psycholeistungen und den SAROAD ebenfalls erfogreich abgeschlossen. Ich dachte mir damals „cool, da hab ich ja fast freie Wahl. Infanterist würde mir sicherlich gefallen.“

Mit diesem „Wunsch“ ging ich an mein Einteilungsgespräch.

„Guten Tag Herr XYZ, ich sehe sie arbeiten im öffentlichen Verkehr“
„Ja, wie kommen Sie darauf“
„Ach dann lassen Sie sich eh nach der RS befreien. Ich sehe bei den FU hat es noch Plätze. Sie werden Sekretär. Glückwunsch.“
Das ist natürlich nicht 1 zu 1 der Dialog, aber so in etwa lief es ab.

Ich dachte mir „Naja, so schlimm kann es ja nicht werden“. Doch habe ich mich da geirrt. Ich startete im Januar 24 meine RS.

Die ersten Wochen in der AGA verliefen zwar sehr unprofessionell (Das klassische; Homophobie, Rassismus, Beleidigungen und Morivationslosigkeit) aber eigentlich relativ ruhig. Privat tat sich bei mir auch einiges. So unterschrieb ich meinen neuen Arbeitsvertrag für einen Quereinstieg per Juni 2024. Ich sah also bereits das Licht am Ende des Tunnels.

Doch wer hätte es geahnt, nach dem dritten Gespräch wurde mir mein Vorschlag doch tatsächlich in RSW 17 noch (gegen meinen Willen, inkl Unterstützungsschreiben meines Arbeitgebers) unterschrieben. Es brach für mich eine Welt zusammen. Jetzt stand ich da, eine Ausbildung die ich nicht mehr antreten kann, eine Kündigung vom alten Job, dadurch resultierende finanzielle Probleme (Miete, ..). Das BM wusste über all diese Konsequenzen bescheid. Dennoch unterschrieben sie mit einem lachen im Gesicht meinen Vorschlag.

So besuchte ich die Uos und begann eine Woche später bereits das abverdienen. Unser Zfhr war nicht zu gebrauchen. Wir waren 3 Grfhr für knapp 30 Rekruten. 1 Grfhr liess sich in RSW 7 durch den PPD abrüsten, einer verliess uns für die OS. (Die OS-Verpflichtung konnte ich nur durch mehrere lange Gespräche verhibdern, da auch die KB2 positiv war).

So war ich als einzelner Grfhr für mittlerweile noch knapp 25 Rekr zuständig. Unser Zfhr war für uns nicht erreichbar. Wir erhielten keine Pläne, Ausbildubgsziele oÄ. Auch der Kp Kdt, gar der S Kdt waren darüber informiert. Doch geändert hat sich nichts. Ich war somit zuständig für die Führung und Ausbildung des Zugs, Bestellungen von Mat, Mun, Feldvpf, Fz, Besuchen von Rapporten als Zfhr Stv, Koordination von Ka- und Urlaubsgesuchen im Zug. Unser Zfhr hat es - zumindest meistens - noch nicht einmal geschafft sich am AV blicken zu lassen.

Durch diesen Mehraufwand ging mein Tag jeweils von ca 0330-0130. Mit maximal 2 Stunden Schlaf am Tag hat sich mein Schlsfrythmus natürlicherweise komplett in Luft aufgelöst. Ich entwickelte dadurch eine Schlafstörung, welche mich bis heute begleitet. Zudem zog ich auch noch den ein oder anderen psychischen Knacks mit, da ich es immer allen recht machen wollte aber es einfach nicht möglich war.

Mein Zivildienstgesuch, welches ich stellte um diesen Umständen zu entfliehen koste es was es wolle wurde abgelehnt, da ich den Orientierungstag nicht besuchen konnte, da mein Urlaubsgesuch „verloren ging“.

Das ganze zog sich so über einige Wochen. Meine RS „endete“, als ich am Mittwoch von RSW18 im Spital aufgewacht bin, da ich angeblich auf dem Ausbildungsplatz zusammenbrach. Ich erinnere mich nicht mehr daran.

So nahm mein abverdienen ein unschönes Ende, da ich schlussendlich durch das BM gesagt bekam: „Wir hätten nicht gedacht, wie schwach sie sind“.

Nun schreibe ich diesen Text un 02:26, weil ich mal wieder nicht schlafen kann und seit rund 24 Stunden wach bin. Ich konnte glücklicherweise einen neuen Ausbidubgsstart vereinbaren, bin jetzt aber bis April25 arbeitslos und musste wieder zuhause einziehen, da ich ohne Einkommen die Miete nicht mehr bezahlen konnte.

Nur mit einem hatte das BM Recht; Diesen „Spass“ tu ich mir nicht mehr an. Mein Gesuch auf Dienstbefreiung ist raus.
 
Ich fühle mit dir, da ich selbst die Sekretären RS in Bülach absolviert habe. Ich kann dir nur schreiben, dass die WKs nicht mehr mit der RS vergleichbar sind. Nach dem was du erlebt hast, kann ich es aber verstehen, wenn du auf das Militär keinen Bock mehr hast.
 
Ich weise dich darauf hin, dass Du jeder Zeit die Möglichkeit hast völlig kostenfrei den Sozial Dienst der Armee bezüglich deiner Finanziellen-, und Arbeitstechnischenproblemen zu kontaktieren.
Ausserdem kannst Du dich ebenfalls an die unabhängige Vertrauensstelle wenden.

Damit Rassimus, Homphobie oder weitere Schikane im Militär mit wirksamen Konsequenzen geahndet werden kann, ist es nötig, dass man sich exakt aufschreibt: Wer, Was, Wo, Wann, Wie gesagt hat, damit man das zu Protokoll geben kann. Einfach nur pauschal zu behaupten das sei vorgefallen schenkt keine Glaubwürdigkeit.

Am Ende will ich dir etwas Mindset zur Stärkung mitgeben:
Ja, das Militär kann hart und gnadenlos sein, so wie das zivile Leben das ebenfalls sein kann, wenn du den falschen Chef oder die falschen Arbeitskollegen hast wird es dir in einem Betrieb nicht besser gehen.
Du kannst die anderen Menschen und die Welt nicht verändern, das einzige worfauf Du Einfluss hast bist Du selbst.
Sag dir im Kopf immer wieder, dass "sie" dich nicht verletzen können und arbeite an deinen Problemen.
Gerade sowas wie Schlafstörungen bekommt man leicht wieder selber in den Griff. Gehe Joggen, mache Sport, power dich aus, benutze 3 Stunden vor deiner Schlafenszeit keine elektronischen Geräte mehr, lies ein Buch, mache ein paar Matheaufgaben, meditiere, schreibe vor dem Schlafen To-Dos oder Sorgen auf.
Das alles hat mir zumindest geholfen.

Im Kopf unbesiegbar bleiben - SPIRITUS INVICTUS - und dein Leben von keinem anderen diktieren lassen.

Mach's gut & geniess die Feiertage.

Freundliche Grüsse

Lt Fabio
 
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Hallo oibaf, ich denke nicht dass du es so meinst, aber deine Antwort spiegelt meiner Meinung nach das Mindset wider, das zumindest teilweise zu den geschilderten Problemen beigetragen hat. Dein "Spiritus Invictus" ist sicher gut gemeint, aber in diesem Kontext kontraproduktiv. Es ermutigt dazu, sich immer weiter zu überlasten und dabei die Warnungen des Körpers zu ignorieren. Das ist in Ordnung während einer Übung mit begrenzter Zeitdauer, und entsprechender nachträglicher Pause. Das klappt natürlich nicht über längere Zeit. WmXYZ hat eben versucht den Laden am Laufen zu halten, bis zur Hospitalisation. Hätte er wie sein Zugführer, einfach nichts/wenig gemacht, so würde es ihm nun sicher besser gehen.

Es gibt natürlich gewisse Wege um dagegen zu wirken, doch fast alle gehen zuerst einmal über die direkten Vorgesetzten. Wenn man kommt und sagt "ich habe zu viel zu tun, ich kann das nicht für längere Zeit", dann heisst es doch meistens, besonders wenn es gerade noch so funktioniert: "ja wir haben einfach nicht mehr Leute, seien Sie etwas resilient". Auch aus meiner persönlichen Erfahrung, agieren einige BMs als auch höheres Kader erst dann, wenn etwas komplett nicht mehr läuft.

Glücklicherweise ist es wirklich nicht überall so.
 
Hallo zusammen

Wenn ihr Probleme habt, dann benennt und meldet sie auch richtig.
Wie oibaf geschrieben hat: "Wer, Was, Wo, Wann, Wie gesagt hat, damit man das zu Protokoll geben kann."

Danach gibt es immer mindestens einen Weg dies auch zu melden:
Grfhr, Zfhr, Einh Kdt, Einh BU, Einh BO, S Kdt, Kdt LVb (oder Br) um den Dienstweg zu nennen - als Rekrut erhaltet ihr normalerweise den Brief, auf welchem die Kontaktdaten des Schul- und Lehrverbandskommandanten stehen, um solche Probleme "eskalieren" zu lassen.
MZR (KA), PPD, SDA, Asg, Unabhängige Vertrauensstelle AdA, Fachstelle Extremismus, FiAD, Whistleblowing-Plattform um alle anderen Partner oder Stellen zu nennen, die mir jetzt gerade einfallen oder ich auf die Schnelle gefunden habe.

Und warum wird nicht gleich reagiert?
Weil es einfach zu viele Jammeris gibt, welche die Linien für echte Probleme blockieren - wie im Spital auch, wenn in der Notaufnahme jemand steht mit einem Schluckauf.

Grundsätzlich schade, dass so etwas passiert.

Dir, WmXYZ, wird es jetzt wohl nicht mehr helfen, aber ich hoffe, dem/der nächsten - meldet schwerwiegende Probleme richtig.

Gruess
Arty

PS: Wenn ihr Probleme habt, bei dem ihr nicht genau wisst, was ihr machen könnt und es nicht öffentlich posten wollt, dann dürft ihr gerne auch eine private Nachricht hier im Forum an mich schreiben.
 
@Coran

Hey,
nur, um es kurz "klarer" zu stellen.
Ich beziehe mich nicht auf seine Leistung während seines Dienstes, sondern auf die Phase Jetzt. Jetzt wo der Dienst vorbei ist und er sich wieder "zurückkämpfen" muss ins Zivile Leben, anhand seiner beschriebenen Probleme.
Er sollte in meinen Augen nicht zulassen, dass solche Erfahrungen ihn herunterziehen, sondern aus seiner Bewältigung Ernergie schöpfen, um weiterzumachen.
Dass er als Wachtmeister genug geleistet hat ist mir bewusst und dass es diese Idioten gibt, die meinen, "man könne mit knapp 3 Stunden Schlaf immer noch mehr leisten und dass über Wochen hinweg und man solle sich doch jetzt nicht so anstellen", kenne ich als Leutnant nur allzu gut.

Gruss
Lt Fabio
 
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Nach der RS hast du grundsätzlich auch Anspruch auf Geld aus der Arbeitslosenversicherung beim RAV.