WK als Ferienlager?

STI

Erfahrener Benutzer
13. Jan. 2012
183
34
29
Hallo zusammen

Ich war im August wieder einmal im WK. Da wurde zweimal biwakiert und es gab ein 25km Marsch. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie gross das Gejammer war als wir diese zwei Punkte durchführten. Von Seiten der Soldaten kommt immer wieder der Spruch "Wir sind im WK, und nicht in der RS". Ich habe bereits drei WKs hinter mir und das Gejammer der Soldaten wird von mal zu mal schlimmer. Wir machen halt auch immer ein bisschen mehr "Militär".

Wie finden die WKs in anderen Einheiten statt? Ich habe aus meinem Kollegenkreis noch nie von einem "Ferienlager" gehört. Und ein Biwak wurde in meiner Einheit wahrscheinlich die letzten 10 Jahre nicht mehr durchgeführt. Waren demnach die WKs früher ein "Ferienlager"?

Und betreffend Motivation der Soldaten: Die finde ich absolut scheisse. Ich kann ja damit leben, wenn sich jemand nicht für den WK erwärmen kann, aber sich dann dermassen blöd und quer stellen, dass man ein ganzes Batallion ausbremst und behindert, finde ich dann ziemlich daneben. Und auch das wird immer wie schlimmer. Wie erlebt ihr das?

STI

 
Ich habe erst zwei WKs hinder mir (2014/15). Entsprechend kann ich nicht wirklich vergleichen, wie es "früher" war. Unser Tagesprogramm war in beiden WKs ebenfalls sehr intensiv und fordernd. Und in beiden WKs habe ich ähnliches beobachtet wie du. Insbesondere den Spruch "wir sind im WK und nicht in der RS" habe ich fast täglich gehört. Mich hat diese Aussage immer extrem genervt. Natürlich wird in der RS der Tarif durchgegeben und der Umgangston ist harscher. Trotzdem ist die Armee die Armee und es gibt nicht zwei verschiedene Ausbildungsstandards.

In Gesprächen im WK hat sich gezeigt, dass die meisten für eine Schweizer Armee sind. Jedoch denken sie nicht, selbst je einen Ernsteinsatz zu erleben. Entsprechend sträuben sich viele gegen ein "hartes" Training, da sie den Mehrwert (= the more you sweat in peace the less you bleed in war) nicht erkennen. Wäre dem nicht so, würde z.B. auch keiner bei einer San D Ausbildung herumblödeln.

 
Irgendwie überrascht mich das nicht zu hören. In den Jahren meiner Tätigkeit als Zfhr und jetzt auch als Einh Kdt habe ich solche Aussagen auch schon gehört. Mehrheitlich aber als ich noch Zfhr war.

Meiner Ansicht nach liegen die Gründe dafür vor allem im Aufbau des WK begraben. Wobei ich hier jetzt nur von der Einheit sprechen kann in der ich jeweils Zfhr war. Die Ausbildungszeiten waren, auch wenn wir einen Einsatz hatten, jeweils viel zu lange bemessen und man musste sich als Kader etwas aus den Fingern saugen um die Leute bei Laune zu halten. Klar ein Biwak oder einen Marsch gibt es bei uns nicht denn dafür reicht die Zeit vor allem bei einem Einsatz schlicht nicht aus. Aber wir fordern unsere Leute auch so schon genug als das es ein Ferienlager werden könnte.

Zudem kommt es immer auch auf die Einheit an in der man seinen Dienst leistet. Da wir mehrheitlich Einsätze zu gunsten anderer Leisten in denen es wirklich um etwas geht tritt das Problem der Sinnhaftigkeit nicht so stark in den Vordergrund wie es beispielsweise in der Infanterie oder den Pz Einheiten der Fall sein dürfte.

Abschliessend kann ich sagen: Es kommt immer auch auf die Führung, und hier sind auch die Bat gefordert, an.

Gruss

sergey

 
Ich kann nur positives sagen dazu. Bei uns kommt ein WK schon ziemlich nah an die RS heran, das finde ich aber auch völlig ok. Klar ist der Umgangston ein Anderer und es gibt nicht "alle Verschiebungen geführt und in 2er-Kolonne" und so weiter. Aber wir haben immer ziemlich viele Übungen (auch viele Mehrtägige) und die sind immer gut organisiert und sehr spannend. Kommt halt immer auch drauf an, was man selbst draus macht.

Letztes Jahr haben unsere Vorgesetzten es sogar geschafft, den GAT in Form einer Übung zu machen. Man war zugsweise unterwegs und während die Einen das Wachtdienstschiessen absolvierten, musste ein anderer Zug den Zugang zum Schiessplatz sichern (Wachtdienstausbildung), derweil versorgte ein weiterer Zug die Verletzten (San D) u.s.w. Das alles geschah wie gesagt im Rahmen einer Übung und der Spassfaktor (und Lernfaktor!) war viel grösser als wenn man "vom einen Posten zum nächsten geht" und ein Wachtmeister den ganzen Tag das gleiche erzählen muss. D.h. jeder Wachtmeister hat jede Ausbildung gegeben (zugsweise). Das war ein echter Fortschritt und wurde bei uns durchwegs positiv aufgenommen.

In Woche 2 und 3 haben wir dann eh eine Übung nach der Anderen und diese werden immer mit viel Motivation absolviert, da man da ja die echte Funktion ausüben kann, für die man sich mal entschieden hat :)

Klar, es gibt immer unmotivierte Leute aber das sind bei uns Einzelfälle.

Generell kann ich das "beschweren" und "rumjammern" nicht bestätigen. Jedenfalls nicht in der Aufkl Kp 4/1

 
  • Like
Reaktionen: Valentina
Vor allem WKs mit Funktionen im logistischen oder dienstleistendem Bereich (Betr Sdt, Büroord, TrpBh etc.) sind für viele Soldaten mühsam, da sie häufig wenig (bis gar nichts) zu tun haben. Übungen, wie sie ein Infanterist im WK bspw. hat, haben sie in diesem Sinne ja keine.

Dann fragt man sich schnell was man da eigentlich macht und dann kommt bei einigen Soldaten schnell das Gejammere...

 
Vor allem WKs mit Funktionen im logistischen oder dienstleistendem Bereich (Betr Sdt, Büroord, TrpBh etc.) sind für viele Soldaten mühsam, da sie häufig wenig (bis gar nichts) zu tun haben.
Sorry, wenn der TrpBh oder die Büroord in den Einheiten zu wenig zu tun hat, dann läuft etwas falsch. Denn irgend etwas kann man immer vorbereiten, nachtragen, sauber halten im KP oder ähnlich. ;)

Gruss

sergey

 
Sorry, wenn der TrpBh oder die Büroord in den Einheiten zu wenig zu tun hat, dann läuft etwas falsch. Denn irgend etwas kann man immer vorbereiten, nachtragen, sauber halten im KP oder ähnlich. ;) Gruss

sergey
Das stimmt natürlich.

Das Problem bei uns ist vermutlich die Führung durch die Kader. Diese schaffen es nicht sonderlich gut, die Einheit für unseren Einsatz zu motivieren. Jedenfalls kommt das so hinüber wenn ich mit anderen Soldaten darüber spreche...

 
Ich habe 5 WK in einer etwas spezielleren Einheit geleistet, die immer zu Gunsten einer anderen Art Abt.

In meinem ersten WK hatten wir auch einen neuen Kadi, der noch an der Milak war und deswegen einen eher RS-Stil gepflegt hat: Vor dem Ausgang noch zweimal die Zimmerordnung korrigieren, das Tenü musste perfekt sein, die militärischen Umgangsformen gepflegt werden. Wir waren 5 Hamburger Wm und 1 Lt, die "frisch ab Presse" kamen und so war es einfacher dies umzusetzen. Im Nachhinein hat er alles richtig gemacht, denn man sah von Weitem welche unsere Soldaten waren.

In der Artillerie ist es auch so, dass man viel draussen ist und halt auch biwakiert. Während die Wetterzüge im Wald sind, sind die Relais auf Bauernhöfe und der FFZ Zug haust in Theorieräumen. Ich war stellvertretender Zugführer bei den Relais und ich hatte nie das Problem, dass sie nicht aufs Feld wollten. Obwohl es Ferienstimmung gab mit BBQ, wurde der Auftrag immer ausgeführt.

 
Mein persönliches Erleben ist, dass dies extrem stark vom Program im WK abhängt.

Ist es zu locker, wird gemotzt dass man in der Armee nichts sinnvolles tue.

Ist es zu streng, wird gemotzt dass man ja nicht mehr in der RS sei.

War auch schon vor 20 Jahren so.

Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Soldaten in einem vernünftigen Rahmen was leisten wollen - Ausreisser gibt's natürlich immer.

Das hängt aber vom Programm ab und wie man mit den Soldaten umgeht - und das fängt schon beim Bat-Kdt an.

Also, die richtigen Zeiträume einplanen, die Soldaten fordern, den Soldaten entsprechend auch Freiräume geben.

Klar, das geht nicht bei allen Themen immer gleich gut.

Was sich in meinen Augen immer positiv auf die Stimmung ausgewirkt hat, ob man selber mitmacht oder nur überwacht.

Unser Bat-Kdt hat immer darauf bestanden, dass selbst wir als Stab dabei sind - sind die Soldaten im Feld, sind es wir auch - Marschieren die Kompanien, so ist auch der Stab dabei - etc.

Von den Kompanien und den dortigen Kadern hat er das selbe gefordert.

Bei seinem Abschied hat er dann auch Applaus von den Soldaten des ganzen Bat erhalten.

Ich halte übrigens nichts von der Aussage "im KP gibt's doch immer was zu tun" - ja schon ... wenn aber die Sdt aber das Gefühl bekommen, jetzt einfach einer Beschäftigungstherapie unterzogen zu werden, wirkt sich das eher negativ auf die Stimmung aus.

Man kann es einfach mal gut sein lassen und den Soldaten Zeit für was anderes geben - wenn man sie dann braucht, stehen sie motivierter zur Verfügung.

 
  • Like
Reaktionen: meuthal und Platin2k
Also, die richtigen Zeiträume einplanen, die Soldaten fordern, den Soldaten entsprechend auch Freiräume geben.
Der Selben Meinung bin ich eigentlich auch.

Ich hatte in diesem WK zwei Radarstellungen. Bei der einten funktionierte alles tadellos (das Bier fand man erst auf den dritten Blick). Bei der anderen war es das pure Gegenteil. Die Übung sah ein Verteidigungsszenario vor. Als ich eines Morgens zur Stellung kam (zum Controlling), war von sieben Personen gerade eine wach (eigentlich min. vier), Tenü TAZ (keine SchuWe, kein GTE, kein Helm und das Stgw irgendwo) und das ganze RW ein riesen Ghetto (Bier von weitem sichtbar). Dann musste ich halt den Schliefer raushängen. Ein Stellungsabbruch und -neubezug (MBG I/6h) wäre wahrscheinlich das Beste gewesen, aber das habe ich ihnen dann doch erspart.

Freiräume geben ist gut und recht, aber leider wird das von einigen auch noch zusätzlich zum Nichtstun/Querstellen ausgenützt.

STI

 
Freiräume geben ist gut und recht, aber leider wird das von einigen auch noch zusätzlich zum Nichtstun/Querstellen ausgenützt.
Ok, das gibts auch - und leider genügt oft ein einzelner Soldat um dieses Chaos auszulösen.

Wenn das Alpha-Tierchen negativ ist, ist es schnell passiert.

Kontrolle war deshalb immer ein wichtiges weiteres Leitmotiv von unserem Bat-Kdt.

 
Das eigentliche Problem ist aber, wie man unmotivierte Soldaten und Gruppenführern motivieren kann. Wenn von oben eine Situation gestellt bekommt, inder man von allen Seiten getretten wird (von unten, weil die Leute unzufrieden sind, von oben, weil man den Auftrag nicht erfüllen konnte/hat).

Und leider gibt es noch solche, die sich richtig anstrengen um allen das Leben schwer zu machen (und sie merken es meistens nicht einmal).

 
Als ich muss ganz ehrlich zugestehen: mit gewissen Funktionen kann ich selber nicht umgehen, bzw. führen.

Ich bin auch ganz froh, dass crash auf der ersten Seite diese Rückmeldung gab. Ich war zwar in der Kp 4/2, aber meine Soldaten gaben ähnliche Rückmeldungen (trotz der lausigen STABANTE...).

Und im Aufkl Z in der Pz Stabs Kp 14 war der allgemeine Tenor unter Soldaten: "War ein geiler WK, ich freue mich auf nächstes Jahr!"

Leider scheint das die absolute Ausnahme zu sein. Und das hat auch viel mit der Einstellung der Soldaten zu tun.

 
Naja als Rapier sind die WKs auch nicht so Ferienlager wie man das von anderen Truppengattungen höhrt. Wenn sich die Soldaten beim Stellungsbezug beeilen, haben sie nacher kein Stress, und auf den Übungen wird man bei guter Arbeit auch eher "von oben" in Ruhe gelassen. Meistens funktioniert dieser Anreiz, wenn nicht, dann lass ich gerne mal ins Messer laufen. Hilft praktisch immer, mit Ausnahmen.

Aja, es hilft auch, wenn man als Führungsperson selbst ein gutes Vorbild abgibt und auch mit anpackt.