Vegan im Militär

SonOfTheChief

New member
06. Juli 2018
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Hallo zusammen,

Wollte einfach kurz meine Story erzählen, für alle welche es interessiert wie das mit einem veganen Lebensstil im Militär funktioniert. Zu unterst eine Zusammenfassung für die faulen unter euch ;)

Vorab:

  • Ich bin seit etwa 4 Monaten vegan, teils weil es mich Wunder nahm und ich es als Challenge sah, und teils aus Überzeugung.
  • Durch meine Einstellung halte ich nicht viel vom Militär im allgemeinen, dies ist aber meine persönliche Meinung. Falls jemand davon überzeugt ist, im Militär Karriere macht etc. soll er doch, ist ja sein Recht :)
  • Falls ich in diesem Post erwähne, dass ich in der Kantine nichts essen konnte und mein eigenes Essen teils mitnahm, soll dies überhaupt kein Vorwurf sein, ich habe meinen Lebensstil gewählt und mir ist dabei bewusst, dass ich der bin welcher sich anpassen muss, nicht die anderen.
  • Sorry fürs Geplapper, habe einfach meine Gedanken und Erinnerungen aufgeschrieben. Hoffe ich befinde mich nicht im falschen Thread.
Am 3. und 4. Juli hatte ich nun meine Aushebung/Rekrutierung in Sumiswald. Was mir schon beim Mittagessen auffiel: Selbst die vegetarischen Menus werden mit Butter etc. zubereitet. Habe vorausschauend am 2. Juli in Sumiswald angerufen um zu fragen wie es bei ihnen mit veganem Essen aussieht, sie meinten ich solle doch selbst Snacks etc. mitnehmen. Alles i.O., war sowieso mein Plan. Also ass ich in der Kantine meist gedämpftes Gemüse mit einem Menüsalat, welcher mir die Kantine zur Verfügung stellte, normalerweise müsste man dafür zahlen, bei mir machten sie aber eine Ausnahme. Vielen Dank dafür! Im Zimmer ass ich dann noch ein bisschen von meinem komischen Bio-Vegan-Hasenfutter ;D Beim Frühstuck nahm ich mein eigenes Müsli mit, inkl. Soja Milch,  bzw. Drink. So, genug über essen geplappert, kommen wir zum wichtigsten Teil, nämlich meiner Einteilung.

Habe bereits beim Check-In erwähnt, dass ich vegan bin, ebenfalls sagte ich dies dem Arzt etc. Da ich beim Psychologischen Test angab, dass ich keine Waffe tragen will und mich nicht im Militär sah, wurde ich zu einem Gespräch beim Psychologen eingeladen. Diesem sagte ich unter dem Strich, dass ich aus Überzeugung nicht ins Militär will und in den Zivildienst, oder eventuell halt in den Zivilschutz will. Natürlich erwähnte ich auch, dass ich vegan bin, was ihn fast mehr aufrüttelte als meine vorigen Angaben. Er meinte dann, dass es wohl schwierig wäre im Militär, wegen den ganzen Leder-Accessoires und dem Essen. Aus diesen Gründen sagte er, er sehe mich nicht im Militär und kreuzte UT an.

Spulen wir vor zum abschliessenden Gespräch mit dem Chefarzt...

Ich wartete 45min vor den Chefarzt-Zimmern, bis ich endlich an der Reihe war. Er gratulierte mir, da mein Gehör perfekt war, die Augen i.O. und ich auch sonst gesund war. "Abeeer, Sie gaben ja an, dass Sie vegan seien. Wie Sie sich denken können, wird das für uns schwierig, Sie hier unterzubringen. Deshalb haben wir uns im Gremium entschieden, Sie als untauglich einzustufen.". Alles klar, dachte ich mir und überlag, ob ich nun im Zivilschutz Staabsassistent oder Betreuer sein will. Danach fragte ich ihn, wie das denn mit dem Zivilschutz laufe, worauf er etwas sagte, was mich sehr erstaunte: "Wir haben Sie nicht als Militärdienst untauglich, sondern Schutzdienst untauglich eingestuft. So machen wir das mit nachweislich veganen Personen standardmässig". Boah, das hatte ich nicht erwartet. 
Danach wurde ich noch informiert, dass ich einen Rekurs einlegen könne, falls mir dies nicht passe. Für mich stimmt dies aber soweit.

Dies waren nun meine 2 Tage als Mitglied des Militärs. Bin soweit zufrieden damit, es 'schnägglet' mich aber schon etwas an, dass ich nicht in den Zivilschutz darf und somit 4% zahlen muss, ohne dies reduzieren zu könne. Naja, man kann nicht das 5i und das Weggli haben, will mich hier gar nicht weiter beklagen :)

Zusammenfassung: Vegan = Schutzdienst untauglich, bzw. doppel UT.

PS: Alle welche dies hier lesen: Falls ihr vegan als Ausrede brauchen wollt, macht es bitte nicht. Wir wissen alle, dass es genügend andere Ausreden gibt, ihr macht es sonst wohl für alle anderen richtigen Veganer schwer. Sie sagten auch, dass Sie eventuell Drittpersonen befragen, ob man denn nun auch wirklich vegan sei und man muss es anscheinend mindestens 4 Wochen vor der Aushebung schon sein.
Fängt bitte in den Kommentaren auch keinen Krieg an, ob jetzt vegan sein sinnvoll ist etc., dafür ist dieser Eintrag jetzt wirklich nicht gedacht :)  

Häbet e schöne Tag!

 
Du bist mir jedenfalls symphatischet als der vegane Kerl in der Zeitung, der wegen den Lederschuhen Rabatz gemacht hat.

Aber ja, es wäre sehr schwer geworden im Militär. Hatte einen Vegetarier RS Kameraden, der irgendwann aus reinem Nährstoffmangel anfing, Fleisch zu essen.

 
Du bist mir jedenfalls symphatischet als der vegane Kerl in der Zeitung, der wegen den Lederschuhen Rabatz gemacht hat.

Aber ja, es wäre sehr schwer geworden im Militär. Hatte einen Vegetarier RS Kameraden, der irgendwann aus reinem Nährstoffmangel anfing, Fleisch zu essen.
Ja den lieben Typen habe ich beim googlen auch gefunden. Wirkt wie wenn es ihm einfach ums Prinzip ging und er ein bisschen Theater machen wollte. Aber soll er doch ? 

Ich denke es wäre wirklich umständlich als Veganer. Bei Vegetariern wird ja wenigstens noch gekocht, aber auch dort ist es, wie deine Erfahrung auch bestätigen kann, immer noch schwer.

 
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Mich stört etwas der Titel und der einleitende Satz. Ich finde das irreführend. Es wird suggeriert, dass es dir gelungen wäre die RS als Veganer durchzuziehen.

 
Mich stört etwas der Titel und der einleitende Satz. Ich finde das irreführend. Es wird suggeriert, dass es dir gelungen wäre die RS als Veganer durchzuziehen.
Hmm, meinst du? 'Vegan im Militär', ich war ja Vegan im Militär, einfach während 2 Tagen und nämlich in der Aushebung. Somit meine Erfahrung als Veganer im Militär. Aber ein Fragezeichen am Ende wäre wohl etwas klarer. 

'für alle welche es interessiert wie das mit einem veganen Lebensstil im Militär funktioniert'. Muss ja nicht heissen, dass es funktioniert. Wie funktioniert es? Nicht.

Kann anscheinend den Post nicht mehr editieren, aber auch wenn; Die Frage muss ja nicht im Titel und im ersten Satz schon geklärt sein, sonst könnte man den Post ja einen Satz lang machen. Und im zweiten Satz steht ja, dass unten die Zusammenfassung steht. Mein Post war allgemein mehr als Erfahrungsbericht/Blog-Eintrag gedacht, deshalb so "unnötig" ausführlich :)  Und wenn es darum geht, dass ich die RS geschafft habe, wäre der Post wohl nicht unter "Rekrutierung/Aushebung"

Falls du Admin-Rechte oder so hast, kannste ja den Titel und den ersten Satz ändern, ich für mich finde es nicht so schlimm. Aber trotzdem danke für den Input.

 
Meiner Meinung nach bist du vor der Einteilung nicht Teil des Militärs. Ich glaube damit lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster. Der Titel mag etwas irreführend sein, inhaltlich finde ich den Post auf jeden Fall wertvoll. Damit können Veganer sich besser auf die Rekrutierung einstellen und informierte Entscheidungen treffen. Ein besserer Titel wäre vielleicht "Veganismus und Militär" gewesen.

 
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Meiner Meinung nach bist du vor der Einteilung nicht Teil des Militärs. Ich glaube damit lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster. Der Titel mag etwas irreführend sein, inhaltlich finde ich den Post auf jeden Fall wertvoll. Damit können Veganer sich besser auf die Rekrutierung einstellen und informierte Entscheidungen treffen. Ein besserer Titel wäre vielleicht "Veganismus und Militär" gewesen.
Falls jemand den Titel ändern kann und will, nur zu :)

Wegen der Zugehörigkeit: Hast wohl im Prinzip Recht, aber: Ich habe Sold bekommen und war als Rekrut eingestuft. Und neu klebt im Dienstbuch ein Zettel auf welchem in etwa steht "Der Inhaber dieses Dienstbuches ist nicht mehr Teil der Armee". Würde ja implizieren, dass ich dies mal war :)

Was mir abschliessend noch in den Sinn kommt: Ich habe bereits vor der Aushebung recherchiert und dabei immer nach "Vegan im Militär" gegooglet. Wollte dadurch die Suche reflektieren, damit man den Eintrag eventuell besser findet.

 
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Vielen Dank für diesen Beitrag, fand ich sehr spannend. Bin selbst nicht vegan, habe aber viele vegane Freunde, die das auch betreffen könnte, da ist es doch gut, ne Info zu zu haben! 

 
Wäre es echt dem Militär zu teuer den Veganern ein paar Karotten zusätzlich zuzubereiten ?

Ich meine das ist doch ein Witz, dass Veganer untauglich nur wegen ihrer Ernährung sind?
Für unsere muslimischen Freunde gibt es ja schliesslich auch Huhn, dann könnten doch die Veganer einfach nur 
Salat und so weiter bekommen ?
Ist das für ein Fourier so schwierig, kann ich mir nicht vorstellen

 
Auch unsere muslimischen Freunde können nicht immer 100% davon ausgehen, dass alles klappt. Nichtmal Vegetarier. Die Armee versucht, es allen recht zu machen, aber alles geht halt nicht. Teils klappts ja nicht mal für die Allesfresser.

 
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Wäre es echt dem Militär zu teuer den Veganern ein paar Karotten zusätzlich zuzubereiten ?
Kann es sein, dass Du nicht so viel Erfahrung in der Küche hast? Vegan bedeutet: Keine Milch, kein Butter, keine Eier, kein Honig, keine Hefe usw. Die normale Küche basiert halt nun einmal auf tierischen Nahrungsmitteln. Vegan zu kochen ist eine Kunst für sich und erst auch noch deutlich teurer (wegen den teuren Ersatzprodukten). Also ja, der Aufwand wäre viel zu gross. Ob Veganismus in einigen Jahren überhaupt noch so im Trend ist wie heute, ist dann die andere Frage.

 
Der Titel bleibt so. Clickbait wollte ich immer schon mal haben :D

Ich finde die Diskussion immer spannend, wenn es um das Essen geht.

Einerseits denke ich, dass es OK ist, wenn ein Veganer UT ist. Es ist für die Küche schlicht unmöglich, täglich auch für Veganer zu "kochen".

Andererseits ist es dem Veganer seine freie Entscheidung, auf alle tierischen Produkte zu verzichten.

So könnte man ja auch sagen:

- Ich schlafe nie mit irgendjemanden im Zimmer

- Ich verzichte auf die Farbe grün im meinem Leben

- Ich schlafe aus Überzeugung jeden Tag bis 9 Uhr

- Ich trinke nur Kanadischen Papageien-Icetee von Hand gepresst durch die Ureinwohner.

Wo ist genau der Unterschied zu "Ich esse nichts von Tieren"? Es ist eine freie Wahl ohne Medizinischen Grund.

Wo fängt die Freiheit an und wo hört sie auf?

Ich denke, dass es so wie es jetzt ist richtig ist. Du wirst befreit und dafür darfst du zahlen. Irgendwie die fairste Lösung für alle.

Was ich aber nicht OK finde: UT aus nachweislich Medizinischen Grund und dann noch Militärpflichtersatzabgabe zahlen.

Die haben sich ihr UT ja nicht ausgesucht.

(Das Geschlecht hat sich übrigens auch niemand selbst ausgesucht... aber ich schweife ab ;) )

Zusammengefasst sage ich danke für deinen sympathischen Einblick in deine kurze Militärzeit.

 
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Ich lebe ebenfalls seit ca. 1 Jahr vegan. Meine Rekrutierung habe ich nächstes Jahr.

Anscheinend muss man ja "nachweisen" können, seit längerer Zeit vegan zu leben. Wie soll man denn dies bitte nachweisen? (Ausser Bestätigung von Drittpersonen?)

Danke und LG