Zwar eine sehr späte Antwort, aber ich möchte auch noch meine Perspektive beitragen. Habe derzeit den ersten Teil der OS hinter mir (fraktioniert) und werde sie im Juni abschliessen. Obwohl ich nachfolgend wohl eher ein getrübtes Bild dieser Ausbildung zeichnen werde, möchte ich zu Beginn sagen, dass ich mit den anderen Teilnehmern immer eine gute Zeit hatte. Aber waren ja alles auch Studenten mit ähnlichen Ansichten.
Zur UOS: Ich habe diese direkt vor Beginn des Studiums absolviert, damals noch nach 9 Wochen RS und einem Jahr Pause dazwischen(heute 5 Wo RS und dann direkt UOS). Diese hat mir eigentlich soweit gefallen, ich war nie ein grosser Fan des Militärs aber der Umgang war respektvoll und die Lerninhalte interessant - zumindest für jemanden dessen einziges medizinisches Wissen sich auf den Nothelferkurs und RS-Wissen beschränkt hat. Wir waren viel draussen und konnten, obwohl von Anfang an klar war, dass der Fokus anders liegt, ein wenig "normale" militärische Grundausbildung geniessen (aka Führungsübungen, Märsche, Zeltlen
). Alles in allem eine anstrengende aber auch tolle Zeit, wahrscheinlich auch weil das Kader sehr darauf erpicht ist, niemanden in den Zivi zu verlieren.
Zur Zeit zwischen UOS & OS: Die Jahre vergehen, bei mir warens bis zum nächsten Dienst mehr als vier Jahre. Man verändert sich, hat andere Vorstellungen vom Leben und seiner Zukunft. Man muss wissen, dass die Armee einem einen Ausweg aus dem Programm offen lässt, bis man in die OS geht. Am Ende der UOS wird man zum Obergefreiten befördert, hat also immer noch seine 300 Diensttage zu leisten. Konsequenz davon: Viele steigen in der Phase zwischen UOS und OS in den Zivi um. Ich selber habs mir auch lange überlegt, aber dann den Moment verpasst, bis zu dem das einigermassen sinnvoll umsetzbar gewesen war(keine abgeschlossene RS => der lange Einsatz muss noch gemacht werden). Mich hats aber auch nicht so gross gekümmert, konnte mich auch mit der OS anfreunden.
Fazit: Falls du dir nicht sicher bist - nach der UOS kannst du noch aussteigen. Sowohl in den Zivi als auch zurück in den normalen Sandienst als SanSdt oder SpitSdt.
Zur OS: Ja, hier kam dann der grosse Dämpfer. Ich muss sagen, das Kader gibt sich wirklich Mühe eine gute Ausbildung zu organisieren ABER es sind eben keine Ärzte oder medizinisches Fachpersonen. Das heisst, sie können die Qualität der Ausbildung nicht selber evaluieren. Soviel vorneweg. Wie schon in der UOS war der Umgang sehr angenehm, aber man erwartete schon mehr da wir zu Beginn in den Grad des Obwm befördert worden sind. Ok, mann kann es sich ja vorstellen, wir hatten keinen Bezug mehr zu Dienstgraden und militärischem Verhalten (nach zT. über 4 Jahren Pause auch kein Wunder), folgedessen war das Berufskader leicht überfordert im Umgang mit uns. Auch verständlich, wir machten es ihnen sicher nicht einfach - wir waren mittlerweile auch zumeist 25 oder älter, da lässt man sich auch nicht mehr jeden Scheiss gefallen. Nach kurzem Einleben hat sich dieses Problem aber von selbst gelöst. Nun zum fachlichen Teil, welcher für mich der eigentliche Anreiz war. Man hat echt viel Theorie, ich würd sagen ca. 75% der Zeit, auch Abends. Das heisst, oftmals war man nur gegen den Schlaf am ankämpfen, auch wegen fachlich schlechten Vorträgen bzw. inhaltslosem Gebrabel. Zudem schien das Programm wenig durchdacht, einfach alles ein wenig zusammengewürfelt, was im entferntesten mit Militärmedizin zu tun hatte. Hinzu kamen wöchentliche Gruppenarbeiten welche nur zur Beschäftigungstherapie dienten. Man macht auch einige Ausflüge, Praktika im MZR, welche meistens das Highlight der Woche waren. Interessant waren zumeist die Veranstaltungen zu WEA und Sinn der Armee - man will doch Kader ausbilden, die auch zu 100% dahinter stehen. Naja, ist halt schwierig, dies einer Ladung Studenten beizubringen, da reichen die Argumente, die normalerweise der RS vorgetragen werden, leider nicht ganz. Worauf sehr viel Wert gelegt wird ist die sogenannte Schadensplatzausbildung: Kurz, das Management eines Grossereignisses wie Zugunglück, Flugzeugabsturz etc. mit vielen Verletzten und gefährlichen Situationen. Natürlich ist das nichts anderes, als adaptierte Führungsausbildung. Der bzw. die Chefs wechseln sich konstant ab, nach jeder Runde gibts ein Feedback. Das gut daran ist, man ist draussen. Der Rest ist eher mässig, viel Kritik, da wir oftmals nach medizinischem Gutdünken handeln und weniger mit Führungstaktik. Dies ist jedoch vor allem Teil des zweiten Monats der OS, ich kann daher noch nicht allzu viel sagen.
Fazit: Obwohl der Fokus auf der medizinisches Ausbildung liegt (im 1. Teil), lernt man wenig bis gar nichts neues. Die Schadensplatzausbildung ist meiner Meinung nach, weit von der Realität entfernt. Sie orientiert sich an zivilen Ereignissen, bei denen wir als Militärärzte nie die federführenden Personen sein werden. Über die militärischen Notversorgung, bspw. im Kriegsfall, wird überhaupt nicht gesprochen/gelehrt - ausser ein paar Vorträgen von Ärzten, die bei den Amis in Afghanistan waren(Bildervorträge...). Unsere Fkt als Truppenarzt wird die eines Hausarztes sein, meiner Meinung nach sollte man uns auch dementsprechend ausbilden. Was ist häufig, wie behandelt man es, wann muss ich aufpassen. In dem Sinne scheitert die Ausbildung, in dem sie nicht an die spätere Funktion angepasst ist.
So, wurde länger als geplant, falls noch Fragen vorhanden sind, gerne melden.
LG