Politisch untauglich?

Pada

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05. Apr. 2018
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Geschätzte Forum Mitglieder,

ich möchte mich in einer Sache an euch wenden die schon einige Jahre her ist. Ich bin Jahrgang 1991 und wurde 2012 vom Militärdienst ausgeschlossen worden. Hintergrund waren Demonstrationen zum 01. Mai im Jahr 2011. Zu dieser Zeit befand ich mich in meiner Ausbildung zum Laboranten an der Universität Zürich. Ein Arbeitskollege hat mich gefragt ob ich mit ihm an den 1. Mai Umzug kommen will. Von bescheidenen Arbeiterverhältnissen kommend, haben mich die Themen als Jugendlicher sehr angesprochen und habe deswegen zugesagt. Nach dem Umzug gingen wir ins Kasernenareal an ein Konzert. Da ich selbst nicht aus Zürich komme und normalerweise nicht in diesen Kreisen unterwegs bin, war mir die Brisanz des Platzes nicht bewusst. Während des Konzertes haben wir plötzlich Schüsse (Gummischrott) gehört und innert kürzester Zeit war das ganze Areal von Kantons und Stadtpolizei umstellt. Nach rund 3 Stunden haben sie uns einzeln rausgelassen und einzelne Leute in Kastenwägen mit auf den Posten genommen. Darunter war auch ich. Nach weiteren 6-7 Stunden im Kastenwagen und auf der Polizei wurden wir einzeln verhört und freigelassen. Der entsprechende Polizist war ganz nett und meinte dass es einzelne Chaoten gab welche Flaschen geworfen haben und anschliessend auf das Areal geflüchtet sind. Er meinte es habe keine weitere Konesequenzen da es sich um Massenverhaftungen hielt.

Einige Monate später (Sommer 2011) musste ich für die Rekrutierung nach St.Gallen. Wie alle anderen habe ich die entsprechenden Tests gemacht, habe eine doppelte Kadereignung bekommen und wurde gemäss Wunsch als ABC-Soldat eingeteilt. Da ich nicht besonders motiviert für das Militär im allgemeinen war, wollte ich das beste daraus machen und zumindest erste Führungserfahrung sammeln. Beim allerletzten Gespräch hat man mich schliesslich darauf hingewiesen dass sie mir keine definitive Zusage machen können. Zu diesem Zeitpunkt war ich vollkommen verwirrt da ich keinen Grund sah wieso ich den Dienst nicht absolvieren sollte. Die Monate gingen einher und ich habe nichts weiter gehört. Nach mehrmaliger telefonischer Nachfrage beim Kreiskommando wurde mir gesagt dass man mir keine Aussage geben darf;  der Grund? Geheimhaltung. Im Jahr 2012 neigte sich meine Ausbildung dem Ende zu und ich ging nach wie vor davon aus, dass ich direkt dannach ins Militär gehen muss. Während meiner Prüfungsphase im Sommer 2012 wurde ich schliesslich nochmals nach St.Gallen aufgeboten. Dort angekommen wurde ich von zwei Militärpolizisten verhört. Relativ schnell wurde klar, dass der Grund der Verzögerung der Vorfall in Zürich war. Das Verhör selbst war sehr unangenehm und ich fühlte mich durchgehend in eine politische Ecke gedrängt wo ich mich nicht zuhause fühlte. Auf meine Ausbildung zur Sprache kommend, haben sie z.B gefragt ob ich Bomben baue und ob ich vor habe etwas zu sprengen. Natürlich handelte es sich um Provokationen aber als junger Mann war es sehr demütigend. Nach dem Verhör haben Sie mich ein Papier unterschreiben lassen und gesagt dass ich den Militärdienst nicht absolvieren werde. Nach weiteren 2-3 Monaten kam ein Schreiben welches mich als nicht tauglich attestierte weil ich Gefahrensituationen nicht richtig einschätzen kann.

Versteht mich nicht falsch; ich kann vollkommen nachvollziehen sicherheitsrelevante Bereiche der Administration vor Extremismus zu schützen. Da mir solcher Extremismus nicht nachgewiesen werden konnte, haben mich eingeschüchtert und die Begründung der Fehleinschätzung von Gefahrensituationen verwendet. Diese ist meiner Meinung nach nicht richtig und hätte vor einem Gericht nicht standgehalten. Die Eskalation war zu jenem Zeitpunkt nicht augenscheinlich, die Demonstration war bewilligt und es handelte sich um einen offiziellen kantonalen Feiertag mitunter zu eben jenem Zweck.

Zu jenem Zeitpunkt kam es für mich nicht in Frage, den Entscheid anzufechten, weder hatte ich das Geld dafür, noch die Lust dafür zu kämpfen ins Militär gehen zu müssen. Heute bereue ich dies manchmal. Das Gefühl ungerecht behandelt geworden zu sein, ist nach wie vor präsent. Zudem empfinde ich es als politischer Bürger und schweizer Patriot überaus problematisch wenn das Militär Menschen aufgrund von politischen Meinungen ausschliesst.
Ich weiss ehrlichgesagt gar nicht richtig was ich als Anwort erwarte. Die Sache ist ja eigentlich klar aber sie ärgert mich nach wie vor. Manchmal muss ich mich erklären wieso ich nicht Militärdienst leiste, ich muss ehrlich sein es ist mir peinlich und ich weiss nicht was ich darauf antworten soll. Ich bin und war nie ein politischer Extremist sondern nur an der falschen Zeit am falschen Ort.

 
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Hallo Pada

Ich habe mit grossem Interesse deinen Beitrag durchgelesen und werde im Folgenden ein paar Gedanken meinerseits dazu äussern.

Deine Geschichte ist tragisch.

wenn das Militär Menschen aufgrund von politischen Meinungen ausschliesst
Das Militär schliesst politische Extremisten und das wohl zurecht . Unglücklicherweise wurdest du als solcher angesehen und das absolut zu unrecht. Die zuständigen Behörden haben jedoch einfach ihren Job gemacht, obwohl mir das Vorgehen der Militärpolizei ziemlich ungerecht vorkam. Aber das ist wohl deren Gangart.

Zu jenem Zeitpunkt kam es für mich nicht in Frage, den Entscheid anzufechten, weder hatte ich das Geld dafür, noch die Lust dafür zu kämpfen ins Militär gehen zu müssen. Heute bereue ich dies manchmal.
Nun das war natürlich deine Entscheidung. Eigentlich schade, dass du es nicht gemacht hast, da du ungerecht behandelt wurdest und die Gerechtigkeit siegen sollte. Da du aber nicht unbedingt ins Militär wolltest, schien es dir nicht wichtig gewesen zu sein und du sahst keinen Grund dazu. Heute hättest du es vielleicht anders gemacht. An der Entscheidung kann man aber leider nichts mehr ändern. Es ist manchmal schwierig mit solchen falschen Entscheidungen zu leben, aber man muss es halt trotzdem.

Nach mehrmaliger telefonischer Nachfrage beim Kreiskommando wurde mir gesagt dass man mir keine Aussage geben darf;  der Grund? Geheimhaltung
Hier scheint wohl etwas ziemlich krum gelaufen zu sein. Man sollte doch jederzeit Zugang zu Informationen über sich selber bekommen. Hier spreche ich vor allem vom Sanitätsdossier, welches man einfordern kann.

Da die Angelegenheit dich noch immer psychisch beschäftigt, solltest du irgendetwas an der Situation ändern.

Für eine militärische Neubeurteilung ist es zu spät, aber ich denke eine Art Entschuldigung oder eine Erklärung sind dir die Behörden schuldig. Wenn du glaubst, dass dir sowas helfen könnte, schreibe den entsprechenden Stellen einen Brief. Ähnlich wie du es hier getan hast. Andererseits glaube ich ehrlich gesagt kaum, dass da viel für dich rausspringen wird und du dir nur unnötig Stress machst. Wie du selber sagst, ist einfach vieles schief gelaufen. Das ist natürlich nur meine Meinung und du musst selber wissen, wie du damit umgehen möchtest.

Manchmal muss ich mich erklären wieso ich nicht Militärdienst leiste, ich muss ehrlich sein es ist mir peinlich und ich weiss nicht was ich darauf antworten soll
Je nachdem wer es ist, würde ich eine "Ausrede" bereit halten oder du erzählst kurz, was die Geschichte war. Irgendwie solltest du versuchen damit umzugehen, obwohl ich glaube, dass es für dich schwer ist.

Auf jeden Fall wünsche ich dir alles Gute und du kannst selbstverständlich stolz auf dein Land sein, auch ohne Militärdienst geleistet zu haben.

 
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Ich finde den Entscheid vollkommen richtig.

Wer an die 1.Mai Demonstration in Zürich geht und behauptet ,er wisse nicht was da abgeht, ist schlicht unglaubwürdig.

Ich frage mich auch, warum gerade DU vor Ort verhört wurdest. Ich nehme mal an, dass die Polizei bei solchen Veranstaltungen nicht die harmlos-aussehensten Personen in ein Kastenwagen steckt.

Naja, egal. Stellen wir mal vor du hättest die RS trotzdem machen können und es wäre dann etwas passiert.

Wie würden dann die Medien und die Bevölkerung das Militär beschuldigen?

Mit solch einer Unsicherheit wiegt die Sicherheit der Allgemeinheit doch grösser als ein junger Mann, der nicht ins Militär darf.

Falls nichts passiert wäre (natürlich gehe ich davon aus), dann hat das System bei dir halt versagt und du hattest schlicht Pech.

Also nimm die Kosequenz für deine Fehler/Unwissenheit hin und akzeptiere sie. Mehr kannst du wohl nicht machen.

Trotzdem Alles Gute.

 
Kann nur Scarabani zustimmen, d.h. mit anderen Worten: Blod , blöder und und wirklich damals am eher am verblöden!  Vielleicht bei der nächsten Gelegenheit ganz oben den Schalter etwas anders einstellen um der Wirklichkeit sich "endlich" zu stellen!
 
Hier kann sich jeder selber überlegen, ob das ein sinnvoller Beitrag zum Thema oder eher sinnloses Bashing ist.

Ja, Pada hat einen Fehler gemacht, aber freundlich miteinander umgehen kann man trotzdem!
 
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er an die 1.Mai Demonstration in Zürich geht und behauptet ,er wisse nicht was da abgeht, ist schlicht unglaubwürdig.
Das mag sein. Aber da demonstrieren zu gehen ist selbstverständlich nicht verboten.

Ich nehme mal an, dass die Polizei bei solchen Veranstaltungen nicht die harmlos-aussehensten Personen in ein Kastenwagen steckt
Seit wann verhaftet die Polizei Leute nach dem Aussehen?

Was genau passiert ist, können wir Aussenstehende nur erahnen. Wenn Pada sagt, dass er in etwas reingerutscht ist, wüsste ich nicht wieso er nicht die Wahrheit erzählen sollte. Ich kann mir die Situation ausserdem  gut vorstellen. Man geht da hin, plötzlich schmeissen die Kollegen ein paar Steine. Dann geht alles schnell und die Polizei nimmt einfach mal alle mit, die gerade rumstehen.

Eine Verhaftung ist logischerweise noch nicht ein Grund gefährlich zu sein! Pada ist anschliessend nicht angezeigt und verurteilt worden, ist also "unschuldig". 

Was solls, wir können die Situation nicht genau beurteilen. Ich bin mit deinem Statement Scarabani aber nicht einverstanden. Zum Beitrag von Adj Uof erübrigt sich ein Kommentar von meiner Seite.

 
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Gegenfrage: ist dieser Pada mit seiner Anfrage auch mit der verlangten Anfrage auch so mit unseren  Werten mit unserem  Sinn zur Landesverteidigung umgegangen? Glaube eher nicht. Hat somit nicht mit Freundlichkeit zu tun, eher mit der politischen Einstellung, oder?
Habe nichts verstanden.

 
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Danke für die spannenden Gedanken. Erstmal möchte ich klarstellen dass ich durch diesen Vorfall keinesfalls psychisch in Mitleidenschaft gezogen wurde oder so. Ich bin Steuerzahler und habe eine liebe Frau mit der ich in wenigen Monaten das erste Kind erwarte. Einigen von euch mag das etwas bedeuten; ich würde mich sogar als Patriot bezeichnen. Ich komme wie erwähnt aus armen Verhältnissen und das Schweizer Sozial und Bildungssystem hat es mir erlaubt, mich unabhängig von meiner sozialen Herunft zu entwickeln. Ich schätze auch das schweizerische Politsystem ungemein, besonders weil es den Diskurs zwischen politisch unterschiedlichen Meinungen zulässt. Ich hoffe wir können in dieser Tradition diskutieren!

@Scarabani: Interessanterweise hat mich ein Artikel (Link) dazu geführt den Beitrag hier ins Forum zu stellen. Dieser nimmt deinen Punkt genau auf. Der Artikel handelt von einer Polizei-Software welche versucht zu bestimmen ob ein Mensch ein potentieller Täter ist. Der Artikel wirft mitunter die Frage auf, ob ein solches Tool dazu verwendet werden darf, gewisse Schritte gegen diese potentiellen Gefärder einzuleiten. Der Clou der Geschichte ist folgender; statistisch werden 65% der potentiellen Gefärder niemals zu aktiven Tätern. Jetzt stellt sich die gesellschaftliche Frage ob es sinnvoll ist, diese 65% unschuldige Menschen in ihrer Freiheit einzuschränken, um die 35% an realen Delikten besser verhindern zu können. Die zuständigen Behörden haben in meinem Fall genau das gleiche System einfach ohne Software durchgeführt und ich bin fälschlicherweise im Raster hängengeblieben.

Eine für mich zentrale Aussage im Artikel kommt von Frau Prof. Capus im zweitletzen Abschnitt. Ich zitiere:

Das setzt die Beamten unter Druck, sagt Capus: «Wie kann man sich noch rechtfertigen, wenn man jemanden mit vermeintlich hohem Risiko laufen lässt – und dann wirklich etwas passiert?»

Die Personensicherheitskontrolle konnte mich eigentlich gar nicht als harmlos einstufen obwohl sie keine Beweise gegen mich in der Hand hatte.

@Adj Uof: Das ich dazumal blöd war, will ich gar nicht abstreiten aber der Grad an Dummheit spielt eher in der Liga ''ohne Fahrradhelm vom Dorffest nach Hause fahren''. Das Problem hier war nicht dass ich blöd war, das Problem war dass die Dummheit politisch war.

P.S: Während meines ganzen Lebens gab es genau zwei Momente wo ich das System mit ganzem Herzen verfluchte habe. Das erste Mal als ich am besagten 1. Mai zwei Stunden lang mit viel zu engen Kabelbindern gefesselt im Kastenwagen sass und das andere mal als mir die zwei Militärpolizisten auf suptile Art und Weise klar gemacht haben dass ich politisch unerwünschter Abschaum bin. Wäre ich ein entsprechend veranlagter Mensch gewesen, wären genau das die Momente gewesen wo ich mich radikalisiert hätte.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Genau da liegt ja das Problem. Es geht gar nicht drum, ob es fair war, sondern dass sich einer bei einer Fehleinschätzung hinstehen und sich rechtferigen müsste.

Ich habe mich häufig im Militär geärgert, dass gewisse Vorgesetzte regelrecht angst hatten, mit ihrer Truppe in der Öffentlichkeit sichtbar zu sein.

Beispiel Verpflegung (Mittagessen) auf dem 35Km Marsch. Da wurde von "oben" befohlen, dass die Truppe ausser Sichtweite von der Zivilbevölkerung verpflegen soll. Könnte ja sein, dass sich jemand nicht benimmt und sich dann der Vorgesetzte erklären muss. Dies wäre natürlich für seine Karriere nicht so toll.

Als ich dann den Marsch wieder mal organisieren musste und verantwortlich war, plante ich das MIttagessen auf der grossen Wiese am See inmitten der badenden und sich sonnenden Zivilbevölkerung.

Ich hatte kein Druck von irgend einer Karriere und wusste zu 100%, dass sich meine Truppe benehmen wird. Im schlimmsten Fall wäre ich ja auch noch vor Ort und könnte eingreifen.

(ging dann logischerweise alles gut)

Nun ist in meinem Fall der "Schaden" sehr gering.

In deinem höher.

Hätte ich in deinem Fall  auch so locker enschieden, dass ich das vollumfänglich verantworten kann? Auch dann, wenn ich 100km weit weg bin, dich weder kenne noch je ein Wort mit dir ausgetauscht habe?

Oder würde ich auf Sicherheit gehen und dir das Militär einfach verbieten?

Was ist moralisch richtig? Einem den Zugang zum Militär verhindern, oder hundert andere zu schützen?

Die Chance dass nichts passiert sind sicher 99%. Aber interessieren die 99% irgendjemanden, wenn doch das eine % eintrifft? (Bei deinem Beispiel 65/35%)

Das System kann nie 100% für alle stimmen. Bei dir stimmts nicht. Aber ich finde es ist ein kleines Opfer, welches hier eingegangen werden musste.

Du bist gesund, hast eine Frau und bald ein Kind (gratuliere) und hast es "geschafft" für dich und deine Familie zu sorgen.

Ärgere dich nicht an so einer "Kleinigkeit" sondern sei glücklich über das was du hast. Das meine ich weder in einem Unterton noch irgendwie ironisch oder so.

:)

 
Seit wann verhaftet die Polizei Leute nach dem Aussehen?
Wohl schon immer. Denke da aber nicht unbedingt nur an menschliche Merkmale, sondern an Vermummungen, Kleider mit Aufschriften, Gegenstände in der Hand ect.

Ein 12 Jähriger mit Papa wird wohl weniger schnell in den Fokus geraten, wie ein 18jähriger mit Sturmhaube und Steine in der Hand. (ob zurecht oder nicht spielt keine Rolle)

Sry für die unklare Aussage.

 
Kann nur Scarabani zustimmen, d.h. mit anderen Worten: Blod , blöder und und wirklich damals am eher am verblöden!  Vielleicht bei der nächsten Gelegenheit ganz oben den Schalter etwas anders einstellen um der Wirklichkeit sich "endlich" zu stellen!
Dass irgendwer blöd ist oder war habe ich nie gesagt.

Es werfe auch jeder einen Stein, der noch nie etwas gemacht hatte, was er lieber hätte bleiben lassen sollen.

 
Was ist moralisch richtig? Einem den Zugang zum Militär verhindern, oder hundert andere zu schützen?
Sowohl moralisch und auch juristisch ist es wichtig und richtig die Meinungsfreiheit gesetzestreuer Staatsbürger zu respektieren. Natürlich ist es wichtig, dass gegen Extremismus jeglicher Ausprägung in der Armee vorgegangen wird. Aber eine gewaltlose Teilnahme an einer Massenveranstaltung gefolgt von einer vorläufigen Festnahme (als Teil einer Massenfestnahme, d.h. unter Generalverdacht und demzufolge reduziertem individuellem Verdacht), welche zu einer unbedingten Freilassung führt, finde ich persönlich nicht Grund genug, eine Person kategorisch vom Militärdienst auszuschliessen.

Auf jeden Fall ist eine vertiefte Sicherheitsprüfung angemessen, aber wenn diese keine belastenden Ergebnisse produziert, gilt meiner Meinung nach die Unschuldsvermutung. Wie du ja selbst geschrieben hast, verhaftet die Polizei junge Männer mit erhöhter Wahrscheinlichkeit. Das ist auf jeden Fall pragmatisch und meiner Meinung nach auch legitim. Gerade deswegen darf eine Festnahme aber nicht als K.O.-Kriterium gelten.

 
Aber eine gewaltlose Teilnahme an einer Massenveranstaltung gefolgt von einer vorläufigen Festnahme (als Teil einer Massenfestnahme, d.h. unter Generalverdacht und demzufolge reduziertem individuellem Verdacht), welche zu einer unbedingten Freilassung führt, finde ich persönlich nicht Grund genug, eine Person kategorisch vom Militärdienst auszuschliessen.
Dem stimme ich vollkommen zu. Wäre Pada wohl auch nicht, wenn er sich gegen den Entscheid gewehrt hätte.

Das System kann nie 100% für alle stimmen. Bei dir stimmts nicht. Aber ich finde es ist ein kleines Opfer, welches hier eingegangen werden musste.
Hier stellt sich die Grundsatzfrage der Staatsräson. Inwiefern sind also die Interessen des Staates (bzw. der Gesellschaft) so hoch zu gewichten, als dass Bürger dafür "geopfert" werden. Die Diskussion dieser Frage ginge etwas weit, aber ich bin bezüglich dem Fall Pada noch immer der Meinung, dass keine Gerechtigkeit geherrscht hatte.

 
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 Bürger dafür "geopfert" werden
Geopfert würde ich dem nicht sagen. War ja nicht willkürlich. Er war an einer Demo welche durch die Polizei aufgelöst wurde. Da wurde er verhaftet und (trotz keinem stichfesten Beweis) irgend auf einer Liste als "gefährlich" eingestuft.

Wäre er an diesem Tag zu Hause geblieben, wäre dies alles nicht passiert und er wäre vielleicht schon bald Bat Kdt :) Er hatte die Wahl dazumal.

Ja da gehen die Meinungen auseinander und werden wohl nie ganz zusammenfinden.

Danke euch jedoch für eure Sicht der Dinge. Immer wieder interessant!