Der Unterschied zwischen Berufs- und Milizoffizieren definiert sich nicht durch den Grad, sondern durch die Funktion. (Die meisten Berufsoffiziere haben übrigens neben ihrer beruflichen Funktion auch eine Milizfunktion inne)
Der Hauptunterschied dürfte dabei sein, wieviel Zeit eine Funktion in Anspruch nimmt. Während Funktionen für Berufsoffiziere eine 100% Stelle ausfüllen, erfordern Milizfunktionen deutlich weniger Zeit. Das gilt auf allen Stufen.
Ein Hauptmann kann z.B. Einheitsberufsoffizier sein. Der Einheitsberufsoffizier betreut zwei Rekrutenschulen pro Jahr. Das ist als Milizfunktion nicht machbar. Ein Hauptmann kann aber auch Kompaniekommandant oder Stabsoffizier in einem Bataillonsstab sein. Das sind beides Milizfunktionen, welche 5-6 Wochen Aufwand pro Jahr bedeuten.
Ein Oberst kann z.B. Schulkommandant sein. Der ist das ganze Jahr über für seine Schule und allenfalls einen dazugehörigen Waffenplatz verantwortlich. Ein Oberst kann aber z.B. auch Milizoffizier im Stab eines grossen Verbandes (Brigade, Division) sein. Das ist wiederum ein Aufwand von einigen Wochen im Jahr.
Wie oben bereits erwähnt, gibt es vier höhere Stabsoffiziere, welche keine Berufsoffiziere sind. Das sind die Stellvertreter der Kommandanten der Territorialdivisionen. Diese sind zwar auch in einem 30%-Pensum angestellt, haben aber keine Ausbildung zum Berufsoffizier.
Das liegt auch daran, dass die Ausbildung, welche für die Erlangung eines Offiziersgrads nötig sind, für Alle identisch ist. Es gibt also keine zusätzliche Ausbildung, welche Berufsoffiziere durchlaufen und wodurch sie "besser" ausgebildet sind, als Milizoffiziere.
Ich hoffe doch, dass die Berufsoffiziere in den 1 bis 3 Jahren an der MILAK das eine oder andere lernen... ;-)
Was du ansprichst ist die Tatsache, dass Berufsoffiziere ihren Grad ebenfalls in der Miliz "erarbeiten" müssen. Ein Berufsoffizier wird erst befördert, wenn er in beiden Funktionen (Beruf und Miliz) eine Funktion mit dem entsprechenden Grad erreicht hat. Berufsoffiziere durchlaufen also für ihre Milizfunktionen die identischen Ausbildungen wie die Milizoffiziere.
Ob Berufsoffiziere in ihrer Milizfunktion davon profitieren können, dass sie bei der Armee arbeiten, hängt stark vom Einzelfall ab. Teilweise haben die beiden Funktionen viele Berührungspunkte und man macht im WK fast das gleiche wie im Rest des Jahres. Das vereinfacht natürlich die Arbeit im WK, da man Erfahrung aus dem Beruf mitbringt. Auch sind allfällige Neuerungen nicht mehr neu, wenn man bereits ein halbes Jahr damit gearbeitet hat, während der Milizoffizier sich allenfalls erst einarbeiten muss. Umgekehrt kann es aber auch sein, dass die Funktionen kaum Berührungspunkte haben und der Berufsoffizier mit genauso viel Wissen und Erfahrung antritt wie der Milizoffizier.