Milizkarriere

r_21

Member
07. Dez. 2020
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Nur mal so aus Interesse, bis zu welchem Dienstgrad kann man es als Milizkader schaffen. Habe mal gelesen, dass spätesten bei den höheren Stabsoffizieren schluss ist.

Vielen Dank im Voraus

 
Die höheren Stabsoffiziere (Br, Div, KKdt) bilden ohnehin die höchste Gradgruppe. Da ist für alle Schluss. 

Die höchsten Milizoffiziere sind meines Wissens die Stv der Ter Div im Grade eines Br, sowie Div Patrick Gauchat, Delegationschef der Schweizer Delegation an der Neutralen Überwachungskommission NNSC in Korea.

 
Nur mal so aus Interesse, bis zu welchem Dienstgrad kann man es als Milizkader schaffen.
Bis zum CDA. Der aktuelle CDA, KKdt Süssli, kommt auch aus der Miliz und hat erst vor wenigen Jahren in die Berufslaufbahn gewechselt. Ab Brigadier ist der Rang mit einer Teilzeit-Anstellung als HSO verbunden.

 
Die höheren Stabsoffiziere (Br, Div, KKdt) bilden ohnehin die höchste Gradgruppe. Da ist für alle Schluss. 
Damit meinte ich eigentlich, dass Oberst der höchste Rang für Milizoffiziere ist und die höheren Stabsoffiziere nur für Berufsoffiziere verfügbar ist. So habe ich es zumindest gehört.

Vielen Dank für die Antworten. Noch eine kleine Frage: bis zu welchem Grad erachtet ihr Milizoffiziere als sinvoll?

 
Alle Ränge sind für Milizoffiziere sinnvoll. Das liegt auch daran, dass die Ausbildung, welche für die Erlangung eines Offiziersgrads nötig sind, für Alle identisch ist. Es gibt also keine zusätzliche Ausbildung, welche Berufsoffiziere durchlaufen und wodurch sie "besser" ausgebildet sind, als Milizoffiziere.

 
Der Unterschied zwischen Berufs- und Milizoffizieren definiert sich nicht durch den Grad, sondern durch die Funktion. (Die meisten Berufsoffiziere haben übrigens neben ihrer beruflichen Funktion auch eine Milizfunktion inne)

Der Hauptunterschied dürfte dabei sein, wieviel Zeit eine Funktion in Anspruch nimmt. Während Funktionen für Berufsoffiziere eine 100% Stelle ausfüllen, erfordern Milizfunktionen deutlich weniger Zeit. Das gilt auf allen Stufen.

Ein Hauptmann kann z.B. Einheitsberufsoffizier sein. Der Einheitsberufsoffizier betreut zwei Rekrutenschulen pro Jahr. Das ist als Milizfunktion nicht machbar. Ein Hauptmann kann aber auch Kompaniekommandant oder Stabsoffizier in einem Bataillonsstab sein. Das sind beides Milizfunktionen, welche 5-6 Wochen Aufwand pro Jahr bedeuten.

Ein Oberst kann z.B. Schulkommandant sein. Der ist das ganze Jahr über für seine Schule und allenfalls einen dazugehörigen Waffenplatz verantwortlich. Ein Oberst kann aber z.B. auch Milizoffizier im Stab eines grossen Verbandes (Brigade, Division) sein. Das ist wiederum ein Aufwand von einigen Wochen im Jahr.

Wie oben bereits erwähnt, gibt es vier höhere Stabsoffiziere, welche keine Berufsoffiziere sind. Das sind die Stellvertreter der Kommandanten der Territorialdivisionen. Diese sind zwar auch in einem 30%-Pensum angestellt, haben aber keine Ausbildung zum Berufsoffizier.

Das liegt auch daran, dass die Ausbildung, welche für die Erlangung eines Offiziersgrads nötig sind, für Alle identisch ist. Es gibt also keine zusätzliche Ausbildung, welche Berufsoffiziere durchlaufen und wodurch sie "besser" ausgebildet sind, als Milizoffiziere.
Ich hoffe doch, dass die Berufsoffiziere in den 1 bis 3 Jahren an der MILAK das eine oder andere lernen... ;-)

Was du ansprichst ist die Tatsache, dass Berufsoffiziere ihren Grad ebenfalls in der Miliz "erarbeiten" müssen. Ein Berufsoffizier wird erst befördert, wenn er in beiden Funktionen (Beruf und Miliz) eine Funktion mit dem entsprechenden Grad erreicht hat. Berufsoffiziere durchlaufen also für ihre Milizfunktionen die identischen Ausbildungen wie die Milizoffiziere.

Ob Berufsoffiziere in ihrer Milizfunktion davon profitieren können, dass sie bei der Armee arbeiten, hängt stark vom Einzelfall ab. Teilweise haben die beiden Funktionen viele Berührungspunkte und man macht im WK fast das gleiche wie im Rest des Jahres. Das vereinfacht natürlich die Arbeit im WK, da man Erfahrung aus dem Beruf mitbringt. Auch sind allfällige Neuerungen nicht mehr neu, wenn man bereits ein halbes Jahr damit gearbeitet hat, während der Milizoffizier sich allenfalls erst einarbeiten muss. Umgekehrt kann es aber auch sein, dass die Funktionen kaum Berührungspunkte haben und der Berufsoffizier mit genauso viel Wissen und Erfahrung antritt wie der Milizoffizier.

 
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Ich dachte jedenfalls, dass die Stabsarbeit sehr viel Zeit in Andpruch nimmt und somit nichts für einen Milizoffizier ist.

 
Ich hoffe doch, dass die Berufsoffiziere in den 1 bis 3 Jahren an der MILAK das eine oder andere lernen... ;-)
Selbstverständlich, die Ausbildung ist natürlich sehr gut und umfassend. Allerdings eher auf die Belange der Berufsorganisation ausgerichtet, also darauf in den RS auszubilden. Die Stabsarbeit und vertieftes taktisches Verständnis werden in der MILAK nicht gelehrt. Ziel der MILAK ist es in erster Linie, Einheits-Berufsoffiziere auszubilden. Weiterführende Ausbildungen erfolgen dann in den Weiterausbildungskursen WAL, welche durch die BO jeweils vor den nächsten Karriereschritten absolviert werden müssen. Aber auch in diesen Kursen wird keine Taktik unterrichtet.

Ich dachte jedenfalls, dass die Stabsarbeit sehr viel Zeit in Andpruch nimmt und somit nichts für einen Milizoffizier ist.
Zu unterschieden ist, auf welcher Stufe man als Stabsoffizier ist:

  • Auf Stufe Trp Kö (Bat oder Abt) leistet man pro Jahr die normalen 4 Wochen WK. Allerdings ist es für Stabsoffiziere normalerweise leichter, zwischendurch auch mal Urlaub zu bekommen, für geschäftliche Belange;
  • Auf Stufe Br oder Div leistet man üblicherweise 4 Stabskurse von je 3-5 Tagen, welche über das ganze Jahr verteilt sind, und dazwischen tageweise Dienst für Übungen etc. Vor allem die Aufteilung auf jeweils 3-5 Tage ist sehr milizfreundlich, da man im Geschäft ab einer gewissen Position gut für wenige Tage fehlen kann.
 
Die Stabsarbeit und vertieftes taktisches Verständnis werden in der MILAK nicht gelehrt.
Da hast du natürlich recht. Allerdings sind im Stab trotzdem häufig auch allgemeine militärische Kenntnisse oder spezifisches Wissen (z.B. zu den eingesetzten Mitteln) gefragt. Und da haben Berufsoffiziere durchaus Vorteile. Hinzu kommt, dass sie je nach beruflicher Funktion regelmässig in Stäben arbeiten oder trainieren. Das ist sicher nicht das gleiche wie im WK, aber halt trotzdem mehr, als wenn man das seit über einem Jahr nicht mehr gemacht hat.

Ich dachte jedenfalls, dass die Stabsarbeit sehr viel Zeit in Andpruch nimmt und somit nichts für einen Milizoffizier ist.
Was stellst du dir unter "Stabsarbeit" vor? Welche Aufgaben sind aus deiner Sicht zeitaufwändig?

Ein Bataillonsstab benötigt für einen normalen WK 3-4 vordienstliche Tage. Allenfalls müssen Stabsoffiziere davor oder danach noch einige Stunden zusätzlich investieren. Vieles kann aber auch im KVK oder WK geplant werden. Der vordienstliche Aufwand ist als Kompaniekommandant deutlich grösser.

 
Das ist sicher nicht das gleiche wie im WK, aber halt trotzdem mehr, als wenn man das seit über einem Jahr nicht mehr gemacht hat.
Das ist sicher so, in einem Stab eines grossen Verbandes ist der Unterschied dann halt nicht mehr so gross, weil da sowieso 4x pro Jahr Stabskurs ist und dadurch der Know-How-Verlust deutlich kleiner ist. Dazu kommt, dass da oftmals Kenntnisse gebraucht werden, die man im Zivilen hat (z.B. durch Weiterbildungen etc.), über welche Berufsoffiziere nicht verfügen. So kann das Beste aus beiden Welten genutzt werden.