Abneigung gegen die Armee nach der Rs

Rekrut_Markus

Benutzer
27. Juli 2008
50
0
7
ich hab da ne ne Frage an alle.

Ich kenne einige Kolegen, Bekannte und Freunde die alle der Meinung sind das die RS und WK's der absolute Horror gewesn sind, und ist.

Und so zu absoluten Armee Hassern geworden sind. Was ich erlich gesagt nicht nach vollziehen kann. Und wenn man sie danach Fragt "ja warum den?" Dan bekomme ich zu hören, "das dass ganze einfach alles nur schwachsinn sei".

Wenn man sie dann darauf anspricht warum sie Armee Dienst machen stottern ie herum und wissen keine richtige Antwort darauf. Ich habe damit einechtes Problem, weil ich gerne AdA wäre.

Kann mir jemand Helfen wie ich mich Verhalten soll, und was ich denen Sagen soll? Bis jetzt habe ich denen immer den Satz von Marc gesagt. "Die jenigen welche heute noch RS machen und sagen sie tun dies NICHT freiwillig, lügen".

Wäre echt dankbar wenn Ihr mir da weiter helfen könntet wie ich mich in solchen Situationen verhalten soll, und dejenigen sagen soll

 
Nun es gibt im Militärdienst immer positives und negatives.

Meine WK Einheit war im kalten Winter 1999 in der Zentralschweiz, wir hatten wegen "fehlender Beschäftigung" 3 Wochenlan Pistolen schiessübungen auf irgendeinem Hügel in Sarnen, dort oben hatte es ca einen Meter Schnee und wir ballerten jeden Tag in einem Freiluftschiessstand Stehend, liegen und Kniend.

Am Tag hatte es meist um die Minus 5 Grad und wir froren uns sprichwörtlich sozusagen alles ab, mit kälteschut Taz und KS ist das bei kälte so ne Sache, meine Füsse waren bis Abends meist leicht blau...

Nach einer Woche war etwa 20% der Manschaft krank, also Lungenenzündung und erkältung gegen die dritte Woche war mehr als die hälfte im Bett.

Dazu kam jeden Morgen unnötige Schikaniererei vom Kadi und FW, die Motivation war gleich null.

Ich selber war nach diesem WK noch zwei Wochen bös erkältet obwohl ich den ganzen WK nicht krankgeschrieben war, das war eine Zeit die ich absolut nicht vermisse.

Dennoch kam es für mich nie in Frage, die Sache hinzuschmeissen und aufzuhören, es gab dennoch einige bleibende momente wo man gemeinsam etwas erreichte, es gab auch positive Dinge die man mitnahm.

Wer heute Militärdienst leisten will muss damit rechen das er positives wie auch negatives erleben wird, wer darauf verzichten will, der hat es in der Armee XXI wohl sehr leicht das er rauskommt.

Mit Grüssen

Soldat

 
Dieser Thread ist zwar schon etwas verstaubt, aber ich hole in aus der Versenkung weil ich glaube, dass dieses Thema in absehbarer Zeit wieder aktuell sein dürfte ( morgen beginnen ja wieder überall im Lande die Rekrutenschulen ).

Nach der RS hatte ich auch eine extreme Abneigung gegen das Militär.

Man hat 15 ( heute 21 ) Wochen auf seine Individualität, seine Freiheit und auf die angenehmen Dinge im zivilen Leben verzichtet. Da ist es nur normal wenn man froh ist das ganze hinter sich zu haben. Das bezieht sich aber hauptsächlich auf den militärischen Teil der Rekrutenschule. Die neuen Freundschaften, die gemeinsamen Erlebnisse und die neuen Erfahrungen will man nicht missen.

Das alles wird aber kurz nach der RS von den negativen Dingen überschattet: Das berühmte nichts tun um kurz darauf wieder herumgestresst zu werden, die vielen Schickanen der Vorgesetzten, der ständige Drill wenn es um die Ordung im Zimmer geht, die Bestrafungen mit Entzug der sonst schon sehr knappen Freizeit, wetterbedingte oder organisatorisch negative Erfahrungen usw.

Von alledem hat man nach der RS so richtig die Schnautze voll und freut sich wieder im zivilen Leben zu sein.

Nach und nach lassen diese negativen Erinnerungen aber nach. Man wird älter und betrachtet das Erlebte mit etwas anderen Augen. Der sogenannte "Figg" ist normal in einer Rekrutenschule. Ohne ihn würde die Kompanie selbst nach einem Monat noch einem chaotischen Trümmerhaufen gleichen. Viele Personen auf engstem Raum verursachen viel Unordnung. Dagegen muss vorgegangen werden und präventiv kommt wieder der "Figg" zum Einsatz.

Ich denke viele haben vorallem Probleme mit den Machtverhältnissen im Militär. Entgegen dem zivilen Leben in welchem jeder für sein Wohlergehen selbst verantwortlich ist und tun und lassen kann was er will in Abwägung der Konsequenzen wird einem in der Armee diese Selbstbestimmung gänzlich entzogen. Man wird zur Marionette anderer Menschen und muss deren Befehle ausführen. Das wäre an sich kein Problem, hätten wir in unserer Armee ausschliesslich Offiziere welche wissen was gute Führung bedeutet. Leider gibt es aber genug schwarze Schafe welche es fertig bringen, dass sogar Leute die gerne in die RS einrücken danach nur noch über diesen "Verein" lachen können.

Und genau diesen bist du begegnet. Es ist nicht die Armee an sich die schlecht ist. Viel mehr sind es die schlechten Offiziere welche die Armee in Veruf bringen. Ich kann ein Lied davon singen da ich schon einige Kadis erlebt habe. Von den guten die zwar streng, aber gut organisiert und kameradschaftlich zu uns Soldaten waren bis hin zu absoluten "Stabsluschen" die ihre Männer bei -26°C in der Kälte frieren lassen, aber bei schönstem Wetter nicht zum zweiten wachposten laufen wollen weil sie die Sonne blendet.

( Tatsächlich so passiert... :x )

Mit den Jahren habe ich eins gelernt: Respektiere nicht den Rang sondern den Menschen. ( Beim Grüssen verhält es sich übrigens umgekehrt ;) )

Einem Vorgesetzten der sich pflichtbewusst um uns kümmert, sich um das Wohlergehen seiner Leute sorgt und sie bestmöglich durch den Dienst führt zolle ich meinen Respekt in dem ich meinen Auftrag ebenso pflichtbewusst erfülle und ihm auch mit dem nötigen Respekt gegenübertrete.

Ein Vorgesetzter der sich einen Dreck um seine Leute kümmert, dem alles egal ist und der am liebsten gar nicht vor Ort wäre, wird dies von mir auch zu spüren bekommen und ich werde ihm seinen Dienst keinenfalls leicht machen.

Ist man sich erst einmal über die Militärstrukturen im klaren sieht man diese im umgekehrten Verhältniss. Ein Kadi ist nichts ohne seine Untergebenen, diese sind wiederum nichts ohne ihre Soldaten. Scheisse rollt bekanntlich den Berg runter, aber wenn immer mehr runterrollt und das Tal volller Scheisse ist. wird sie irgendwann auch den höchsten Berggipfel ereichen und dem Kadi bist zum Hals stehen. ;)

Soll heissen, die Soldaten sind das wichtigste Glied in der ganzen Kompanie. Ohne sie funktioniert nichts. Die Vorgesetzten tun also gut daran wenn sie pflichtbewusst zu ihren Männern schauen. Sie sind auf uns angewiesen, wir jedoch nicht auf sie. Jeder kann mit entsprechenden Konsequenten seine Sachen packen und einfach nach hause gehen.

Man hat danach zwar 2-3 unangenehme Termine, zahlt Busse oder kassiert eine bedingte Strafe, aber der Kadi dessen Kompanie nach Hause gegangen ist wird viel länger daran zu beissen haben als jeder einzelne Soldat.

Hat man das erst einmal erkannt betrachtet man seine Vorgesetzten mit anderen Augen. In meinem Fall wurden sie schlicht zu Menschen bei denen ich das Rangabzeichen gänzlich ignoriere.

Für mich sind sie eher wie grosse Brüder. Sie sind besser informiert und besser ausgebildet als ich und sie wissen was zu tun ist. Ich halte mich an ihre Vorgaben und führe den Auftrag aus welcher mir von ihnen gegeben wird.

Mit dieser Sicht der Dinge ist es wesentlich angenehmer einen Dienst zu leisten weil man aus den starren Strukturen der Armee welche schwarze Schafe nicht wahrnimmt ausbricht und diesen Militäraperat menschlicher warnimmt. Zudem tut es einfach gut zu Wissen, dass nicht das ranghöste Abzeichen sondern die untersten Zahnrädchen dieses Machtgefüge zusammenhalten.

Ich denke das alles kommt mit dem Alter und den geleisteten Dienstagen. Diese Sichtweise ist nicht anwendbar auf Rekruten. Diese müssen ersteinmal alles kennelernen und sich vorallem unteordnen damit eine Rekrutenschule überhaupt funktioniert.

Kommen wir zu einem weiteren Problem in unserer Armee: Die Organisation.

Immer wieder hört man wie schlecht die Schweizer Armee organisiert ist. Es fehlt an Material, das Material ist am falschen Ort, oder eine ganze Kompanie wird Ende WK einfach im Berg vergessen ( so passiert bei meiner Kompanie 2008, stand sogar im Blick, gleicher Kadi den die Sonne blendete.... :roll: )

Wo viele Leute arbeiten passieren auch mehr Fehler. Nur dass in der Armee überaus viele Fehler passieren. Worauf das zurückzuführen ist weiss ich nicht. Wäre die Armee eine Firma, sie müsste schon lange Insolvenz anmelden da sie schlichtweg zu viel Geld durch solche Fehler verpulvert. Man könnte hier wieder die schwarzen Schafe ins Spiel bringen, aber dazu wurde ja schon genug gesagt.

Fakt ist, dass in der Schweizer Armee oft organisatorische Probleme auftreten unter denen die Soldaten schlussendlich zu "leiden" haben.

Es ist aus meiner Sicht schade, dass die Verantwortlichen dieses Problem nocht nicht beseitigt haben denn ich und auch meine Kameraden ärgern uns jedes Jahr erneut darüber und mit der Zeit verliert man einfach das Vertrauen zu seinen Vorgesetzten. Dieses Vertrauen ist aber umbedingt notwendig damit die Schweizer Armee wieder in ein besseres Licht gerückt wird. Wir Soldaten sind diejenige welche das Image der Armee nach Aussen tragen. Wie erzählen unseren Angehörigen und Freunden von dem Erlebten und bei den jetztigen Zustängen ist es kein Wunder, dass immer wieder Negativschlagzeilen die Runde machen.

So kann ich hier den berühmten Satz welchen ich in meiner Dienstzeit immer und immer wieder zu hören bekam nur zurückgeben: "Finger usem Arsch...losloslos..."

Wer weitere Problemverursacher und Gründe kennt warum Soldaten ihren Dienst als die reinste Hölle bezeichnen, soll diese gerne nennen. Ich für meinen Teil möchte zum Schluss gerne noch auf unseren Rekruten Markus zu sprechen kommen.

@ Rekrut_Markus

Ich will dir nicht zu nahe treten, aber deine Vorstellung unserer Armee scheint mit etwas verklährt zu sein. Deine Sicht wurde durch gelesenes, gehörtes und nicht zu letzt durch Filme geprägt.

Ja, die Armee hat ihre angenehmen Seiten, nämlich die Kameradschaft und der Zusammenhalt in schwierigen Zeiten. Das bedeutet aber nicht, dass man gemütlich ein Bier miteinander trinkt. Für mich ist Kameradschaft wenn ich mit meinen Leuten den allergrössten Mist bei den widrigsten Bedingungen meistern muss. Das Erlebte ist in diesem Moment alles andere als schön. Erst die Erinnerungen daran macht den Moment zu etwas besonderem. Auf klirrende Kälte, sinnlose Aufgaben und Vorgesetzte welche ihrem Rang nicht gerecht werden kann ich gut und gerne verzichten.

Dienst in der Amee zu leisten ist kein Zuckerschlecken und soll es auch nicht sein. Dein Bild der Armee scheint romantisch verklährt zu sein. Militärromantik ist aber nicht das was sich viele aus Film und Fernsehn vorstellen. Es ist leicht sich etwas anzusehen oder sich etwas vorzustellen ohne dabei zu sein. Die negativen Faktoren werden ja nicht hautnah erlebt. Ich wünschte mir wirklich du könntest deinen Dienst leisten, könntest erleben was ich meine um danach eine etwas andere Sicht zu haben. Eine realere und weniger gloreiche Sicht.

Vieleicht verstehst du gerade deshalb nicht was diese Leute dir sagen wollten. Sie haben es erlebt, versuchen dir die Realität zu schildern welche aber nicht mit deinen Vorstellungen in Übereinklang zu bringen ist. Es ist also gar kein Wunder wenn du nicht verstehen kannst warum diese Personen solche Dinge berichten. Weder sie noch du können etwas dafür weil eure Ausgangslage für eine Diskussion nicht die gleiche ist.

Nimm dir das mit dem UT übrigens nicht all zu sehr zu Herzen. Du entgehst damit vielen Dingen die dich aufregen und die dein Bild der Schweizer Armee zerstören würden.

Ich möchte diesen Post mit einem passendem Spruch den ich in der Festung Castels auf dem Wachlokal gelesen habe beenden:

"Sie trugen bunte Kleider und irrten ziellos umher...." :)

In diesem Sinne bis zum nächsten Dienst.

Ein Soldat der schon mal stolzer war seine Uniform zu tragen.

Gfr Stollenfuchs